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einmal einem reformierten Gottesdienst bei; von dem Prediger sagt Rinke: „er wußt es wol auff sein Calvinisch auszulegen, das die Lutteraner nicht viel darvon bekommen werden“. In Hamburg wurden sie von einer Predigt, die den betrübten Zustand der Stadt mit ins Auge faßte, so gefesselt, daß sie Thema und Teile der Niederschrift im Tagebuch würdigten. In den niederländischen Städten und an der Grenze machten sie die Bemerkung, daß auch der lutherische Gottesdienst in seinen Ceremonien ganz nach calvinischem Muster eingerichtet war. An den Ceremonien in Zelle fanden sie großes Gefallen. In Worms fiel ihnen der Überfluß an allerhand Sekten auf. – Ferner achten sie gut auf öffentliche Einrichtungen, Merkwürdigkeiten, Verwaltungs- und Verfassungsangelegenheiten einer Stadt. In Torgau bewundern sie die berühmte Mehlwage, in Braunschweig die faule Magd, ein großes Geschütz, in Minden die schöne steinerne Brücke, in Rothenburg ein prächtiges Orgelwerk und den gewaltigen Stein, das Wahrzeichen der Stadt, in Augsburg das unvergleichliche Rathaus, die Kirchen in Zelle und in Hall. In Wismar nehmen sie den Hafen in Augenschein. In Quedlinburg rühmen sie die ganze löbliche Ordnung dieser Stadt, Brodtax, Brau-, Feuerordnung. In Minden preisen sie als herrliche Gerechtigkeit das allgemeine Jagd- und Fischrecht der Bürger im Weichbild, in Regensburg die gute Kleiderordnung. In Eisenberg verwundern sie sich, daß nur ein einziges Röhrwasser vorhanden ist, das die Leute umstehen, als kauften sie das Wasser. In Regensburg, Nürnberg und Zürich machen sie sich näher mit den Verfassungseinrichtungen bekannt. Knoche interessirt sich auch für akademische Verhältnisse, er bemerkt, daß die Lehrer des Gymnasiums in Coburg sich Professoren nennen, und daß auf der Nürnberger Universität Altorf kein Dr. theol. ernannt wird, damit kein Prediger die Ratsherren im Rang übersteige. Hier und da geben sie in ganz kurzen Worten ein Gesammturteil über die Stadt ab. Bielefeld nennen sie „ein fein reich lutterisches Städtgen". Amsterdam bewundern sie „als die Crone von Holandt und izo die vornehmste in Europa, und bestehet sie hirinnen an Macht, Reichthum, Schönheit, Größe und Befestigung". Bei Nördlingen und Hall fällt ihnen die Altertümlichkeit, die winkelhafte und hölzerne Bauart ins Auge. Ottersberg bei Bremen rühmen sie als