Seite:Heft10VereinGeschichteDresden1892.pdf/44

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mir den großen Schaden der Kirchen[1] bey euch zu erkennen gibst, und das du selbst in Leib und lebensgefahr gewesen bist, hab ich zu recht erhalten, hab solches mit großen betrübnüs verlesen; weil aber der Allerhöchste die Kirche, dich und dein liebes weib vor solcher gefahr, darfür ich stets in engsten gewesen, ehe ich recht erfahren können, wie es mit deiner Person, weil du etwas nahe bey der Kirche wohnest, beschaffen, ob du bey dieser Feuersgefahr schaden gelidden; weil mir aber dein Zustandt zeitlich zu wißen gethan worden, habe ich mich hernach zufrieden geben, erhalten, ist dem lieben Gott darfür höchlich zu dancken. Der wolle ferner uns gnädiglich behüten. Diesen Abent, da diß Unglück geschehen, bin ich umb 11 Uhr ufgewacht. Da hat sich das wetter gekühlet, ist mir im bette salva venia so bange worden und eine hitze ankommen, das ich nicht gewust habe, wo ich bleiben sollen, und solches bis umb 2 Uhr nach Mitternacht getrieben, gleichwol meinem weibe nicht sagen wollen, sondern mich dem lieben Gott befohlen, hernach da ich wieder ein baar Stunden geschlaffen, ist mir Gott lob beßer worden. Hernacher da diese traurige Post anhero kömbt, hab ich die stunde observirt, das ich mich über euer Unglück geängstigt habe, Gott stehe uns in gnaden ferner bey. – – Dreßden am 3. Junij Ao. 1650, da meine Anna Magdalena vor 5 Jharen geboren, die gehet nunmehr in die Schule und lernet ihre Gebethlein Gottlob gar leichtlich. –

Die 3 Schwestern haben unlängst uf einen Tag hochzeit gehalten


  1. Vgl. Herzog, Chronik II, S. 477 f.: Am 17. April 1650 Abends halb 10 Uhr dröhnte plötzlich ein furchtbarer Donnerschlag und Feuerlärm rief die erschreckten Bewohner der Stadt auf die Straßen. Der Blitz hatte in den Thurm der Marienkirche geschlagen und dieser stand in lichten Flammen, gleich einer ungeheuren Fackel weithin das Dunkel der Nacht erleuchtend. Bald sah man, daß an Rettung desselben nicht zu denken sei, und beschränkte sich daher blos auf die Erhaltung der Kirche, welche auch den angestrengtesten Bemühungen der Bürgerschaft und Garnison gelang, mit Ausnahme des Dachs, das beträchtlichen Schaden litt. Denn nicht blos das gesammte Holzwerk des Thurmes wurde ein Raub der Flammen, sondern es zerschmolzen auch die beiden großen Lautglocken nebst der Seigerglocke und dem Uhrwerke und ein heftiger Wind trieb die Feuerflocken und das geschmolzene Zinn des Thurmdaches bis ans Tränkthor und in die Burggasse hinunter, so daß die ganze Stadt in die größte Gefahr gerieth. Christian Daum's Brief, in dem er dem Bruder das Unglück anzeigt, ist abgedruckt in Mitt. d. A. f. Z. u. U. III. S. 42.