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6. April 1651.

Herzlieber Bruder Christiane!    Ich habe dir unlängsten zu verstehen gegeben, daß wir neben unserer lieben Tochter nacher Zwickau kommen und euch besuchen wollen, maßen dann gedachte meine herzliebe Tochter sich sehr darnach gesehnet und ihren lieben Vetter sehen wollen. Es hat aber der liebe Gott diese ihre gesehnete Reise geendert und ihr gestriges Morgens früe ¾ uf 8 Uhr eine himlische Reise bescheret, ist am Andern OsterFeiertage frisch und gesundt zur Kirchen geführet worden, und hernach im hauße ohn einiges Clagen, das sie sich unpaß befunden, herumbgangen. Abents gegen 5 und 6 Uhr ist sie aus der untern Stube von der Muhme wieder kommen und zur Mutter gesaget: Ach wie thut mir mein Nabel und Herz so wehe, darauf die Mutter geantworttet: soll ich dir deinen schönen Rock außziehen und zu bette legen? Sie darauf gesagt: Ja, nach diesem ist ihr eine gehlinge hitze zugeschlagen, die ihr den Kopf alsbald eingenommen und darbey ein Durchfall sich ereignet, der nicht zu stillen rathsam gewesen; weil nun die darzu geordnete mittel nichts haben operiren wollen, hat sie der liebe Gott, wie oben gedacht, gestern abgefordert, das sie ihr Alter höher nicht gebracht, den 6 Jhar weniger 8 wochen, 3 Tage und 4 stunden. Nichts tauerts mich, als daß das liebe Kind so plötzlich kranck und so geschwinde durch den Tod hinweg gerißen worden; etliche leuthe vermeinen, weil sie ein schönes, wolgestaltes und geschicktes Kind, zumal wann sie ihren habith angehabt und manniches Adelkindt beschemet hat, auch daran menniglich, der es gesehen, eine freude ob diesen Kind gehabt, gewesen, Sie müste zum Tode beschriehen worden seyn. Sie hat zwar die vorige Kranckheit nicht recht überwunden und immer plaß darbey außgesehen, und will man immer eines in das andere mengen, es ist Gottes wille gewesen, dem hat es also gefallen. Denn ohne Gottes willen hette ihr nichts wiederfahren können. Ich habe es in den willen Gottes gestellet, aber die Mutter, weil es ihr liebes Kind, das sie vor andern geliebet, will sich nicht trösten laßen, es ist zwar nicht ohne, sie ist ein frommes gehorsames Kind gewesen, das den Eltern gefolget, wenn manns mit einem finger gewincket, hat es alßbaldt gethan, was es hat thun sollen. Vleißig ist sie ohn einiges erinnern in die Schull gegangen und