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ihre gebeth und Sprüche perfect gelernet, das ich meine lust an dem lieben Kindt gehabt. Meine kleine Tochter hat gestern nach Mittage diese wort gebrauchet: wann kömbt denn der Vetter von Zwickau (H. Seideln hat es gemeint) und richt Anna Magdalenen auf, das sie wieder lebendig wirdt? Uf kommenden Freitag soll sie zur Erden bestattet und ihr dieser Spruch Als: Ich bin eine Blume zu Saron und eine Rose im Thal[1] zum Leichentext durch H. M. Herzogen[2] außgelegt werden. H. Vetter Christoff Seydeln wollest du meo nomine dienstlich salutiren und darneben berichten, daß sein Schreiben neben den handwergssachen mir gestriges Tages 6 stunden nach meiner lieben Tochter Todt zu kommen; weil mir nun nicht gebüren wil, außzugehen, bis das Kindt begraben ist, so wolle er sich diese woche mit seinen sachen gedulden bis nach dem begräbnüs. – –

Heute begraben sie H. D. Mag. Lebzeltern[3], der vor diesem zu Zwickau Assessor im Consistorio gewesen. –


27. Mai 1651.

Insonders vielgeliebter Herr Bruder!   Ich bedancke mich, daß du mit mir und den lieben meinigen uber den tödtlichen Abgang meines liebsten Töchterleins Christliche condolenz tragen thust und von herzen wünschen wollen, das du sie hettest sehen sollen; wenn die am verschienen Ostern angestellte Reiße seinen fortgang gereichet, hettest du sie zu sehen bekommen, vielleicht were das liebe Kind auch noch am leben; ich erinnere mich, das wir alle sterben müßen, kan mich auch deswegen gar wol zu frieden geben, allein darüber verwundere ich mich, daß das Kindt in einer stunde gesund und kranck und nur 4 Tage gelegen, es hat dem lieben Gott alßo


  1. Hohel. 2, 1.
  2. M. Johann Herzog, aus Naumburg, 1641 Pfarrer in Weesenstein, 1644 Diakonus an der Kreuzkirche zu Dresden, gest. 1657 (Kreyssig, Album, S. 530).
  3. Das Zwickauer Consistorium bestand nur von 1602 bis 1605. Dasselbe setzte sich zusammen aus Sup. D. Veit Wolfrum, Dr. jur. Dietrich Steinmetz aus Leipzig, Lic. jur. Magnus Lebzelter aus Leipzig, Prediger zu St. Katharinen, M. Walther und Johann Schneidewein aus Wittenberg als Protonotar (vgl. Herzog, Chronik von Zwickau, Bd. 2, S. 364 und Buchwald, Allerlei aus drei Jahrhunderten, S. 99 f. – Oben Br. vom 5. Sept. 1625).