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gekommene Münch D. Schobert[1], der alhier revocirt und die Pfarr zu Alten-Dreßden bekommen, wieder ausgetretten und folgendes tages etliche Schreiben[2], darvon von zwei Abschrifften ich dir übersenden thue, wie auch was zu Leipzig[3] vorgangen. Die hierbey gefügten einzeln buchstaben, die D. Schobert an seinen Stul in der Kirchen geschrieben und alhier verdeutscht worden[4], seind gleichsfals hierbey zu befinden; was nun von einem solchen leichtfertigen Schelm dem alles gutes wiederfahren und bey der herrschaft stets aus und eingangen, zu halten, laße ich einen jedweden drüber judiciren. – Ins Ober Consistorium hat D. Schobert auch ein schreiben eingeben laßen, darvon nicht abschrift haben kan, weil soviel injuriosische wortte drinnen sein sollen. –


  1. Johann Joachim Schober, Barfüßermönch in Wien, 1652 übergetreten zur evangel. Kirche, 1653 Pfarrer an der Dreikönigskirche zu Dresden-Neustadt, 1655 wieder abgefallen (Kreyssig, Album, S. 104).
  2. Die in Abschrift beigefügten beiden Briefe Schobers an seine Frau und an den Bürgermeister Valentin Scheffer sind gedruckt zu finden in dem Büchlein: Barnabas fugitivus, das ist Johannis Joachimi Schoberi, gewesenen Pfarrers zu Alten Dreßden, nach seiner Wiederkehr zur Römischen Catholischen Kirchen zurückgesendete vier Schreiben. O. O. 1658. 12°. Vgl. auch Brasch, Heinr., Labyrinthus apostatarum. Hamb. 1663. S. 110. 225.
  3. Extract Schreibens aus Leipzig vom 10. Maij 1655. Berichte Mons. zu gleichsfals dienlicher nachricht, daß der alhier wolbekante und berümbte Musicus Rosenmüller, eine zu hören abscheuliche that, D. Schoberten dem Ehrvergeßenen oder viel mehr Gottesvergeßenen Schelm gleich begangen. Dann wiewol es nicht ohne ist, daß er viel schoner Italienischen Musicalischen Kunststücke uf den Teutzschen boden gebracht, so ist doch auch leider Gott erbarm es, nun mehro klar, daß er das vermaledeiete Sodomitische Knabenschänden über 2 Jhar alhier mehr als mit 20 seiner untergebenen Schüler (dann er ein Collega bey der Thomas Schulen) auf gut Italienisch getrieben. Ungefehr vor 2 wochen hat ihm sein gewißen dergestalt gerühret, daß nachdem etzliche Knaben in der Thomas Schul – – – sich schrifftlichen bestellet, und die briefgen von Herrn M. Rappolten Conrectore zu St. Thomas gefunden, dem hiesigen Superintendenten Herrn D. Langen übergeben, Er Rosenmüller unerwartteter weiterer Inquisition das reißaus geben und ohne Zweifel nach Italia zu gewandert ist; wie es mit den uf dem Rathhauß deswegen sizenden 6 Knaben ablauffen wirdt, ist künftige Zeit zu vernehmen.
  4. O. S.   M. O. P.  M. M.    P.
    O Sancta   Maria   ora   pro   me   misero   peccatore.
    D. L. E.  V. F.  H.  H.
    Doct. Luther ein verfluchter hellen hundt.