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26. Juni 1655.

– – Vor die überschickten zweyerley gedruckten Sachen thue ich mich freundbrüderlich bedancken und hette gerne gesehen, wenn die vorhergehenden 13 bogen der Zwickauischen Chronica were mit darbey gewesen. Das große Gewäßer, welches bey euch ohne Zweifel wird übel haußgehalten haben,[1] hat hier und umb den umbliegenden orten größern schaden gethan, als der im vergangenen Lichtmes. Gott der Allerhöchste erstatte den Armen leuten diesen schaden reichlichen wieder und behüte uns weiter vor waßerfluten. Das Vetter Christoph Seidel bißher an Stein laboriret hat, ist kein wunder, er hat bey dem Kriegswesen viel eingesamlet, itzo findet sichs nun, so hilfft auch die haußarbeit darzu, grüße ihn von unsertwegen. –


5. Februar 1656.

Brüderliche Liebe und treue zuvor, Nechst hinwieder wünschung von Gott dem Allmächtigen eines glückseel. fried- und freudenreichen Neuen Jahres, guter beständiger Gesundtheit und aller zu leib und Seel ersprießlichen wohlfarth. Herzlieber Bruder! Ich habe ungerne vernommen, daß der Rath bey Euch noch einen Collegen in der Schulen einführen, euch das Brodt vor dem Maul wegnehmen und Heinrich Dittmann[2] mit gewalt darzu haben will, wie die ufgesetzte vocation oder Concessionschrifft mit mehrerm weiset. –


  1. Im Jahre 1655 wurde Zwickau drei mal von Wasserfluten heimgesucht, am 3. Februar, 8. März und 6. und 7. Juni. Am 6. Juni durchbrach das Wasser des Mühlgrabens den diesen von dem Stadtgraben scheidenden Damm beim Kuttelhof und drang nach Anfüllung des Stadtgrabens durch die Fleischerpforte und das Tränkthor in die Stadt herein, wo es sich in der Hundsgasse und dem schönen Anger eindämmte. Bald stand der ganze nordöstliche Theil der Stadt unter Wasser, und die Gefahr wurde am 7. früh so groß, daß man sich, um dem Wasser Luft zu machen, genötigt sah, ein Stück Stadtmauer beim niederen Thor abzubrechen. Auch hatte die Größe der Gefahr den Superintendenten zur Abhaltung einer außerordentlichen Betstunde nebst Bußpredigt bewogen. (Herzog, Chronik II. S. 486).
  2. Sohn des Zwickauer Rathsherrn und Obervorstehers Heinrich D., wurde 1662 Tertius, nachdem er seit 1656 für den altersschwachen Rector Zechendorf als Collaborator extraordinarius vicarirt hatte, und starb den 4. Dezember 1682 an der Pest. Die Wahl zum Rathsmitglied hatte er 1673 ausgeschlagen. (Herzog, Gesch. d. Zw. Gymn. S. 91.)