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Carmina H. M. Jenzschen, PestilenzPfarrherrn betr. gemacht und mir gegeben hat. Wer sie nun gemacht, daß wirst du aus dem exemplar ersehen, wer die autores seyn, und H. M. Jenzsch hat mir sie in seinem Loiament, da ich mit ihme wieder meinen willen in seinem Garten hab eßen und trincken müßen, ich hab ihm zwar wollen entgehen, hat mich aber doch noch ertapt, das ich ihm hab folgen müßen, solche leute bringen nicht viel brot ein, wenn man mit ihnen ißet, sie wollen hernacher, wenn sie zu einem kommen, beßere tractamenta haben.

Ich vermercke, daß Zeigerin sich wieder nacher Zwickau vermiethet, es wird ihr zwar nach Dreßden bang thun, sie werden ihr nicht solche tractamenta als wie hie geschehen, auftragen, sondern mit einem wenigern müßen vorlieb nehmen, wenn sie Morgens einen Topff von ein 2 oder 3 Kannen Suppen gehabt, hat sie nicht wollen darmit zufrieden seyn, ja ich muß bekennen, daß sie ihre Mahlzeit stattlich ißet. – Daß es dir mit der Besoldung auch so schlecht ergehet, vernehme ich nicht gerne, müßen es, weil es der welt lauff also ist, dem lieben Gott befehlen. Der gebe nur, das wir das tägliche außkommen haben. Den überfluß mögen die großen hansen hinnehmen und ihn wohl bekommen laßen. Übermorgen hab ich eine hochzeit des Schuldieners H. Samuel Hellmerths Tochter, deßen weib H. Tobien Wincklers weibes Schwester ist, weil eine solche große Pralerey von 7 Tafeln ist, will ich morgen geliebts Gott mit allen den meinigen nacher Lockewitz zu meinem Schwager, dem H. Pfarrer[1] zur Kirmeß fahren und mich ein wenig erlustiren. Die vorige woche habe ich meinen Schwager zu Plauen H. M. Lembachen, 3 Tage besucht. Der weg ist etwa in einer guten ½ stunden zu gehen, hab mich Gott lob bey guter gesundheit befunden. Ich weiß nicht, ob es mein Todt oder was anders seyn wirdt, daß die leute so über mich schreien, daß ich itzo Gott lob so fein außsehe und eine so leberliche farbe hette als vor vielen Jharen ich nicht gehabt hette. – –


22. März 1661.

Herzlieber Bruder!  Dein geliebtes Brieflein hab ich wol erhalten


  1. Christoph Nichtewitz, geb. 1615 in Dresden, 1638 Diak. zu Roßwein, 1642 Pfarrer in Lockwitz, gest. 1678 (Kreyßig, Album S. 446).