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Königs und hat dazu jedenfalls gründliche Unterlagen benutzen, vielleicht auch noch Augenzeugen befragen können. Der Umstand, daß er in geringfügigen Dingen von der oben angeführten Zeitungsnachricht abweicht – er nennt z. B. eine andere Sitzordnung an der Tafel des Königs in Altranstädt etc. – beweist nur, daß er selbständig, ohne Zuhilfenahme dieser Zeitung geschrieben hat. Von älteren Darstellern hat Voltaire in seiner zwischen 1726 und 1729 verfaßten Histoire de Charles XII., welche ziemlich unzuverlässig ist, und nach ihm Faßmann 1734 diesen Gegenstand behandelt. Beide bringen die Einzelheiten, welche oben erwähnt sind, nicht; letzterer aber hat die Stelle aus Voltaire, welche über den Anzug Karls XII. handelt, wörtlich abgeschrieben: den blauen Rock aus grobem Tuch, die vergoldeten kupfernen Knöpfe, den langen Degen, den er schon bei Narva getragen, auf dessen Knopf er sich gestützt hat, und die großen Stiefel. – Was die beiden Könige bei der ersten Zusammenkunft miteinander gesprochen haben, wird wohl niemand gehört haben; wenn daher spätere Geschichtsschreiber behaupten wollen, Karl XII. habe nur von seinen großen Stiefeln gesprochen, so kann dies lediglich auf Kombinationen beruhen. Unmöglich ist es nicht, denn Karl liebte seine Stiefel zärtlich und trennte sich nur beim Schlafengehen von ihnen. Die Annahme, August habe dem Könige Karl durch Prachtentfaltung imponiren wollen, ist durch nichts begründet.

Am 21. Dezember erwiderte Karl XII. den Besuch in Leipzig, am 23. Dezember kam König August nochmals nach Altranstädt und reiste am 24. Dezember nach Dresden zurück. Vom 31. Dezember an nahm der König abermals längeren Aufenthalt in Leipzig und hat im Jahre 1707 überhaupt fünfmal daselbst gewohnt und zwar vom 31. Dezember 1706 bis 28. Januar, vom 3. bis 12. Februar, vom 26. bis 30. April, vom 14. Mai bis 7. Juni und vom 11. Juni bis 6. Juli. Über die Vorbereitungen zu diesen Reisen werden wir sehr genau unterrichtet durch ein Aktenstück aus jener Zeit, welches sich im Oberhofmarschallamt in Dresden befindet und den Titel führt „Jagd- und andere Reisen Sr. Majestät des Königs“.

Daß zu diesen Reisen, während welcher längere Aufenthalte in Leipzig genommen wurden, größere Vorbereitungen getroffen und eine größere Anzahl von Personen mitgenommen wurden, als bei seiner ersten Reise von Polen aus, welche nur den Zweck hatte,