Seite:Heft15VereinGeschichteDresden1901.pdf/105

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ehebaldigst eine Besprechung mit Karl XII. herbeizuführen, lag in der Natur der Sache. Es darf uns daher nicht wundern, denn es war damals die Gewohnheit so, wenn wir als Begleitung des Königs bei dem 4 Wochen dauernden ersten Aufenthalt aufgeführt finden: 6 Minister und Oberhofchargen, 12 Kammerherren, 3 Kammerjunker, 32 Personen als Kämmerirer, Sekretäre, Lakaien, 16 Personen der Küche, 11 der Kellerei, 6 der Silberkammer, 2 der Konditorei, ferner 4 Offiziere, 3 Unteroffiziere, 1 Trompeter und 30 Garden der Trabantenleibgarde und einen sehr reich besetzten Stall. Trotz alledem scheint kein übertriebener Luxus geherrscht zu haben, denn bezüglich der Tafel heißt es wörtlich: „Hierauf ist keine gewisse Anzahl der Speisen zu benamen, wie viel gegeben werden sollen, weil Se. Maj. gar öfters sehr wenig und nur etzliche Speisen verlangen und allezeit allergnädigst anbefehlen, was gegeben werden soll“, und aus weiteren Bemerkungen geht hervor, daß zur Tafel täglich nur 8 bis 9 Personen – mit Einschluß des Königs – kamen und hierbei nur 2 Gänge gereicht wurden, der dritte Gang mußte aus Konfekt bestehen.

Hofjournale, wie wir sie in den späteren Zeiten finden, wurden damals noch nicht geführt, dagegen sind wir über das, was alle Tage vorgenommen wurde, durch die Hofschreibkalender aus jenen Jahren unterrichtet, welche alle Besuche verzeichnen, die der König gemacht und empfangen, alle Audienzen fremder Gesandten, Sitzungen mit den Geheimen Räten und endlich die Namen aller derer, welche täglich zur Tafel des Königs geladen wurden. Wir erfahren daraus z. B., daß am 2. Januar der König Karl XII. um 3 Uhr seinen Besuch gemacht hat und bis ¼5 Uhr geblieben ist; daß König August am 6. Januar bereits früh 7 Uhr nach Altranstädt gefahren ist, dort gespeist hat und abends 4 Uhr wieder nach Leipzig zurückgekehrt ist. Derartige gegenseitige Besuche sind im ganzen 8 zu verzeichnen. Unter den Personen, welche zur königlichen Mittagstafel geladen wurden, finden wir die meisten schwedischen Generäle, z. B. Sparr, Wrangel, Stirod, Kruse, Meierfeld, Creuz, Düben, Steenbock, Bornfeld etc. Auffallend könnte es erscheinen, daß der König von Schweden niemals an der Tafel teilnahm, trotzdem König August wiederholt zur Tafel in Altranstädt bei ihm war. Gehässige Geschichtsschreiber haben dies damit erklären wollen, Karl hätte befürchten müssen, in Leipzig vergiftet zu werden, und er