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von Zimmermann nur durch das Haus des Oberhofpredigers getrennt war, daher ziemlich nahe am Neumarkt lag. Es ist daher auch leicht möglich, daß er, besonders wenn die Fenster offen standen, das Pferdegetrappel auf dem Neumarkt gehört hat; damals herrschte ja auf den Straßen Dresdens noch nicht der heutige, betäubende Lärm der Großstadt.

Daß Flemming beim Anblick des Königs Karl sehr bestürzt gewesen ist, läßt sich denken: Flemming war schwedischer Unterthan, war vom König Karl längst reklamirt und nur durch Verwendung hoher Personen in König Augusts Dienst belassen worden. Er gehörte außerdem in Sachsen der Partei an, welche beständig für Fortsetzung des Krieges und gegen jeden Frieden agitirt hatte, es mochte ihm daher wohl in diesem Augenblick das Schicksal Patkuls vor Augen schweben. Indessen „reichte ihm“ – wie der Kammerdiener berichtet – „der König die Hand und bat sogar leutselig und mit wahrer Magnanimität, ihn aufs Schloß zu des Königs Majestät zu führen“, worauf Flemming in sein Palais zurückeilte, ein Pferd, deren stets mehrere bei ihm gesattelt standen, bestieg und zum König zurückkam.

Daß Flemming bei dem Besuche Karls XII. in Dresden zugegen gewesen ist, wird fast von allen Berichterstattern dieses Ereignisses bestätigt. Auch der mehrfach erwähnte schwedische Offizier schreibt in seinen vertrauten Briefen: „Wie erschrocken Flemming welcher ohnedies wußte, daß ihn unser Karl eben nicht zärtlich liebe) gewesen sein möge, erhellt daraus, daß er 3 Tage lang (ernstlich krank gewesen ist“. – Auch der Kammerdiener berichtet: „– befanden sich nachher bis zum Sonntage nicht wohl, mußten mediziniren, auch des Elixirs sich täglich dreimal bedienen, um der gehabten Alteration willen, von wegen des Königs von Schweden“.

Flemming führte dann den König, der sich unterdessen mit mehreren zufällig des Weges kommenden sächsischen Offizieren leutselig unterhalten hatte, gefolgt von einer großen Menschenmenge durch die Sporergasse nach dem Haupteingange zum Schloß auf der Schloßstraße. Die hier stehenden Schweizer kreuzten ihre Partisanen, den Eingang verwehrend, gaben denselben aber auf Verwendung Flemmings frei, so daß der König passiren konnte. Im Schloßhofe saß der König ab und eilte, hastig, wie er in allen seinen Bewegungen war, geleitet von Flemming und gefolgt von