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ließ, um sich einen Moment zurückzuziehen und seinen Schlafrock mit einem anderen Rock zu vertauschen. König Karl sagte darauf nach Angabe des „Kammerdieners“ zu Flemming: „Mein Herr Bruder wird sich doch meinetwegen nicht anders anthun? Er trägt den Friedens–, ich den Kriegsrock. Sind wir doch beide nach Geschick angezogen“.

Bezüglich des Schlafrockes, den König August getragen hat und der zu verschiedenen unliebsamen Auslegungen Anlaß gegeben hat, muß auf die damals herrschenden Gebräuche hingewiesen werden. Die Röcke, die man trug und besonders die der vornehmen Herren, in denen sie sich in der Öffentlichkeit zeigten, waren unbequem und da sie meist mit schweren Stickereien versehen waren, schwer. Jedermann legte daher, sobald er in seine Häuslichkeit kam, dieses schwere Kleidungsstück ab und vertauschte es mit einem bequemeren, längeren Rocke, der auch die mit Eskarpins bekleideten Beine bedeckte. In den meisten Fällen wurde auch die gewöhnlich sehr unbequeme Perücke in der Stube abgelegt. Daß sich daher der König August in diesem Moment im Schlafrock befand, war durchaus nichts Ungewöhnliches.

Der Verfasser des Aufsatzes im Dresdner Anzeiger berichtet darauf weiter, allerdings nicht mit den eigenen Worten des „Kammerdieners“: „Als August eingekleidet zurückkam, führte er den König von Schweden an der Hand zu seiner Mutter, der verwittweten Kurfürstin-Gemahlin Johann Georgs des Dritten. Warum aber nicht zu seiner Gemahlin? Weil diese, seit August den polnischen Thron bestieg, selten in Dresden war, sondern sich gewöhnlich in Torgau oder Pretsch aufhielt“. – Dies widerspricht dem Hofbericht, der es gewiß erwähnt haben würde, wenn die Königin abwesend gewesen wäre; aber auch Faßmann berichtet, daß die Königin anwesend war.

Der Besuch Karls beim König August soll eine halbe Stunde gedauert haben, der bei der Königin und der Kurfürstin eine Stunde, es mochte daher nach Ende des letzteren Besuches gegen 1/26 Uhr geworden sein.

Voltaire, welcher den Besuch bei der Königin und der Kurfürstin nicht erwähnt, berichtet: „Charles déjeuna avec lui comme un voyageur qui vient prendre congé de son ami“. Auch der schwedische Offizier schreibt in seinen vertrauten Briefen am 20. September