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1707: „Karl genoß ein Frühstück“. Unser „Kammerdiener“ dagegen berichtet: „August nötigte den König von Schweden, bei ihm zu soupiren. Auch wurden schon die lebhaftesten Anstalten dazu gemacht, allein Karl verbat alles und wünschte lieber die Festungswerke zu sehen“. Ebenso spricht sich auch Faßmann aus, und da auch der Hofbericht nichts von einem Souper erwähnt, dies auch Karls Gewohnheiten durchaus nicht entsprochen haben würde, so dürfen wir wohl als bestimmt annehmen, daß beide Monarchen gegen 1/26 Uhr ihren Ritt um die Festungswälle vom Schloß aus begannen und am Zeughause endigten, welches hierauf besichtigt wurde.

Der Verfasser des Aufsatzes im Dresdner Anzeiger schildert darauf eine Szene im Zeughause: der König von Schweden habe dort eine noch von Gustav Adolf herstammende schwedische Kanone bemerkt, worauf Flemming zum General Creuz und Oberst Härd die ziemlich taktlose Bemerkung gemacht hätte: „Wenn Se. Majestät Verlangen trüge nach diesem großen Stück, würde der König, sein Herr, es gewiß gern an die schwedische Armee abliefern“. – Darauf hätten die beiden genannten Herren aber die sehr richtige Antwort gegeben, daß im Zeughause zu Stockholm gewiß auch polnische und sächsische Kanonen stünden; es behalte aber jeder gern das Seinige. In Anbetracht des weltmännischen Taktes, der Flemming eigen war und den er bei verschiedenen Gelegenheiten bethätigte, muß diese Unterredung sehr stark angezweifelt werden. Voltaire und die vertrauten Briefe erwähnen ihrer nicht und auch in anderen Berichten dürfte nichts darüber zu finden sein.

Nach dem Berichte des „Kammerdieners“ ereignete sich dann, als die Majestäten nach Verlassen des Zeughauses über den Neumarkt nach der Brücke zu ritten, der auch in anderen Berichten erwähnte Vorfall mit dem ehemaligen Diener des Generals Patkul. Dieser hätte sich vor dem Pferde des Königs Karl auf die Erde niedergeworfen und um Gnade für seinen Herrn gebeten, worauf sich Karl sehr ungnädig abgewendet hätte. Der Vorfall, wenn er sich wirklich ereignet hat, ist um so weniger von Bedeutung, als er gar keine Folgen hatte.

Vom Neumarkt ritten die Monarchen zur Besichtigung der Reitbahn – des heutigen Stallhofes – und nachdem Karl eine Aufforderung, zur Nacht in Dresden zu bleiben, nochmals abgelehnt hatte, über die Brücke nach Alten-Dresden.