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August hielt streng am Ceremoniellen fest und versäumte auch nicht das geringste, um seinem hohen Gaste die ihm gebührenden Ehren widerfahren zu lassen; als die Monarchen über die Brücke ritten, wurden sie daher mit 30 Salutschüssen von den Wällen der Festung begrüßt. „Karl kein Freund von Ceremonien sagte halblaut, aber wie Flemming bemerkt zu haben glaubte, nicht eben in der besten Stimmung zum Generalmajor Creuz: das ist zu viel Ehre für einen schwedischen Trabanten; dem König aber dankte er mit der Bemerkung: was werden meine Schweden sagen? sie wissen es nicht, daß ich in Dresden bin“.

„Bei der Neustädter Hauptwache, wo man natürlich das Spiel rührte, zogen beide Majestäten die Hüte, und senkte, wie ich selber bemerkt habe (sagt der Kammerdiener), Se. Majestät von Schweden den Hut fast bis auf die Rocktaschen.“

Durch das Weiße Thor verließen darauf die Majestäten wieder Dresden und erst in Neudorf trennten sie sich, nachdem sie äußerlich sehr herzlich von einander Abschied genommen hatten. August kehrte ins Schloß zurück, Karl aber ritt nach Oberau, wohin ihn nach dem Berichte des „Kammerdieners“ Flemming und mehrere andere sächsische Offiziere begleiteten; sie wurden vom Herzog Christian August zur Abendtafel geladen, an welcher ziemlich spitze Redensarten zwischen den Schweden und Sachsen gewechselt worden sein sollen. Ob dieser letzteren Nachricht des „Kammerdieners“ vollkommen Glauben zu schenken ist, muß dahingestellt bleiben.

Als am anderen Tage bei den Schweden die Nachricht sich verbreitete, daß König August in Dresden eine außerordentliche Ratssitzung abgehalten hätte, soll der General Rheinschild die Äußerung gethan haben, „heute beraten sie in Dresden, was sie gestern hätten thun sollen“.

Es dürfte nicht ein einziger Bericht über den Besuch Karls XII. in Dresden vorhanden sein, dem nicht in Zusammenhang mit dieser Äußerung Rheinschilds eine längere Betrachtung darüber angehängt wäre, ob der Besuch Karls gerechtfertigt gewesen sei und was August darauf hätte thun wollen, sollen oder können. Sogar der schon am 20. September 1707 geschriebene vertraute Brief eines schwedischen Offiziers beschäftigt sich mit dieser Frage.

Danielson schreibt hierüber (S. 58 und 59): „Eine Erzählung, die oft, doch ohne irgend einen Beweis wiederholt wird, sagt, daß nur die Bestürzung, in welche August durch Karls unerwartete