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Durch diese und andere von auswärts eintreffende Nachrichten ging den Geheimen Räten der letzte Funken von Vertrauen auf die eigene Kraft und Widerstandskraft des Landes bereits jetzt verloren. In einem längeren Schreiben vom 24. Februar[1] teilten sie dem Könige folgendes mit: Sie hätten sich um Hilfe umgethan bei dem Könige von Preußen, bei Braunschweig-Lüneburg, dem Pfalzgrafen bei Rhein, auch beim Kollegientag in Regensburg etc., hätten aber nur die übereinstimmenden Nachrichten erhalten, daß der General Rheinschild Ordre habe, feindlich in Sachsen einzufallen und direkt auf Leipzig vorzugehen, dies aber nur in dem Falle zu thun, „wenn in diesem Lande neue Kriegsrüstungen zur Hand genommen würden und der König von Schweden anderweit Besorgnis schöpfen könnte“. Er, der König August, habe nun zwar auf diesen Fall schon verschiedene Ordres erlassen, er würde aber aus den dagegen aufgestellten Bedenken der Generalität und des Kriegsrats-Kollegiums wahrgenommen haben, daß diese so heilsamen Absichten, bei den geschwächten Kräften des Landes, zu einem guten Ende und Effekt zu bringen unmöglich sei. Die Armee sei vernichtet, Artillerie und Munition seien nicht mehr vorhanden; wenn daher die Schweden ins Land fielen, wäre an eine Gegenwehr nicht zu denken. Die Mutter des Königs wüßte schon jetzt nicht mehr, woher sie für sich und den Kurprinzen ihren Unterhalt hernehmen sollte. Sie machen daher – in aller Devotion – den König darauf aufmerksam, daß sein ferneres Verbleiben in Polen und weitere Rüstungen im Lande diesem nur Schaden bringen müßten. Sein Großvater, sein Vater und sein Bruder hätten vor Erlangung der polnischen Königskrone Ruhm und Ehre in Deutschland genossen, Sachsen wäre hochgeachtet gewesen. Dies alles möchte er bedenken und darauf seine Entschließungen treffen.

Aus diesem ausführlichen, in den klagendsten Tönen abgefaßten Schreiben geht zweierlei hervor: einmal wollte man den König veranlassen, keine Rüstungen im Lande vorzunehmen, wodurch man hoffte, den König von Schweden von einem Einfalle in Sachsen abzuhalten, dann aber, daß man den König zur Niederlegung der polnischen Königskrone bringen wollte. Diese beiden Gedanken gehen seit dieser Zeit wie ein roter Faden durch alle ferneren Schreiben


  1. Ebenda.