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von Bose, der am 15. Februar mittags in Dresden eingetroffen, mündlich berichtet habe, und daß sie, die Geheimen Räte, vor der Hand Vorkehrungen getroffen hätten, um auf eine feindliche Invasion vorbereitet zu sein. Die Nachricht von der unglücklichen Schlacht hatte sich aber auch weiter wie ein Lauffeuer verbreitet. Am 20. Februar schreibt der Resident Ebersbach aus Hamburg sehr erregt, es wäre ganz unglaublich, was für Nachrichten von „Gazettiers“ über die Schlacht von Fraustadt verbreitet würden, und schickt zum Beweis, wie sehr der gute Ruf Sachsens durch dergleichen Veröffentlichungen gefährdet werde, eine soeben in Hamburg ausgegebene, auf ein Quartblatt gedruckte Zeitung ein. Diese enthält eine „Relation von der scharfen Action, so zwischen den Schwedischen, Sächsischen und Moskowitischen Truppen ohnweit Fraustadt in Groß-Pohlen vorgefallen“ und bezieht sich dabei hauptsächlich auf einen „Extrakt Schreibens aus Grünberg vom 13. (?) Februar 1706 von Herrn Leutnant Hochmuth, so selbst bei der Action gewesen“. Dieser malt mit grellen Farben und schreibt u. a.: „Unsere Infanterie ist gänzlich verloren, welches Sachsen nicht verwinden kann. Unsere Generalität hat vermeint, der Feind sei über 8 bis 10 000 Mann nicht stark, es fand sich aber, daß er in 18 bis 20 000 Mann effektiv bestand; wir hingegen von Kälte und Marsch sehr fatiguiret, waren nicht mehr als 16 000 Mann stark. Es werden bei 10 000 Mann auf der Wahlstatt geblieben sein. Die Action hat nicht über eine Stunde gewährt, so war schon die Viktoria in der Feinde Händen. Das Unglück haben wir selbst gemacht, weiln man den Feind nicht ästimirt und bei Anfang der Action befohlen ward, alles kaltsinnig und en bagatelle zu betrachten“ etc.[1].

Selbstverständlich hatte sich die Nachricht auch an den fremden Höfen verbreitet. Schon am 20. Februar schreibt der Resident Wolter aus Berlin, der dortige Hof habe erklärt, daß bei dem schlechten Stande der sächsischen Truppen, der bei dieser Schlacht so augenscheinlich zu Tage getreten sei, keine Rede davon sein könne, mit Sachsen Traktate abzuschließen, und auch der Sekretär Seligmann aus Wien berichtet in ähnlichem Sinne und teilt mit, daß dort die sächsischen Truppen sogar verachtet würden[2].


  1. Ebenda.
  2. Ebenda.