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Eine Änderung der Zustände trat nicht ein, infolge des auch von Patkul begangenen, so oft wiederkehrenden Fehlers, daß der Bericht in zu grellen Farben gemalt war und daher seine Wirkung verfehlte. Die Folge dieser mit allzu großer Offenheit ausgesprochenen Ansichten war aber die, daß sich Patkul die Feindschaft nicht nur der Geheimen Räte, sondern auch aller anderen höheren Beamten zuzog, so daß sich später für den unglücklichen Mann keine Stimme erhob.

Ein Spottgedicht, welches wohl erst aus dem Jahre 1706 datirt, lautet:

Will Sachsen frei sein von den Plagen,
So laß ihm dies zur Nachricht sagen:
Hängt Zechen auf, laßt Hoymen binden,
Imhoff in Rauch, laßt Pfingsten schinden,
Und wer den Fürstenberg wird preisen,
Den soll man ewig Land’s verweisen,
Alsdann wird Sachsen frei verbleiben
Und darf man kein Rezept mehr schreiben[1].

Daß die Geheimen Räte von Born und von Friesen in diesem Spottgedicht nicht mit genannt werden, scheint ein Beweis zu sein, daß man ihnen nicht so viel nachsagen konnte wie den anderen. Thatsächlich war auch von Friesen in höchstem Grade unzufrieden mit dem damaligen Regierungssystem und hatte bereits im Jahre 1702 seinen Abschied erbeten, war aber damals durch ein sehr gnädiges Handbillet des Königs veranlaßt worden, in Diensten zu bleiben; 1705 hatte er, vielleicht auf Grund der von Patkul eingereichten Dentschrift, abermals um seine Entlassung gebeten, war aber diesmal durch den Statthalter im Amte gehalten worden.

Unter dem ersten Eindruck des großen Schreckens, den die traurige Nachricht von der Katastrophe bei Fraustadt in Sachsen verbreitet hatte, war von dem Geheimen Ratskollegium unter dem 16. Februar[2] nur ein ganz kurzer Bericht an den König August nach Polen abgelassen worden, in welchem mitgeteilt wurde, daß die schriftlichen Berichte vom Geh. Kriegsrat von Kiesewetter und General von Drost in Dresden eingegangen, daß auch Oberst


  1. Ebenda.
  2. HStA Der polnisch-schwedische Krieg Loc. 3618. Vol. XL.