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Berichte der dortigen Gesandten betonten immer wieder, daß von den auswärtigen Höfen auf eine Unterstützung nicht zu rechnen wäre. Die der Regierung innewohnende Angst hatte sich daher auch auf die Einwohner des Landes verbreitet und machte sich in auswärtigen Zeitungen bemerkbar, so daß der König unter dem 8. März 1706[1] aus Krakau an die Geheimen Räte schrieb: Er hätte erfahren, daß in Berliner Zeitungen Aufsätze von sächsischen Landständen eingerückt würden, welche der Ehre des Landes zuwider wären; sie sollten die Sache untersuchen und die Schuldigen, wenn sie zu entdecken wären, bestrafen.

Als aber am 18. März[2] die Geheimen Räte abermals schrieben, daß die Kurfürstin-Mutter, welche bereits nach der Schlacht von Fraustadt angefragt hätte, was mit ihr und dem Kurprinzen werden solle, wenn die Schweden ins Land kämen, diese Anfrage erneut an sie gestellt habe, antwortet er, offenbar sehr ärgerlich: so weit wäre es noch lange nicht! Er hätte seine Befehle gegeben, nun möchten sie greifbare Vorschläge machen, was zur Verteidigung des Landes weiter noch zu thun sei.

Obgleich man sich im Kriegszustande mit Schweden befand und es geboten erschien, alle im Lande ergriffenen Maßregeln geheim zu halten, bereisten schwedische Offiziere das Land und erhielten unter dem Vorwand, in die Bäder von Teplitz und Karlsbad zu reisen, von der sächsischen Regierung Pässe ausgestellt; Briefe, welche man der gewöhnlichen Post anvertraute, wurden geöffnet und nach Befinden nicht weiter befördert. Namentlich wurde ein Postmeister Seck in Züllichau beschuldigt, von schwedischen Offizieren bestochen zu sein, daß er das Briefgeheimnis verletze[3]. Die Gefahr einer Invasion der Schweden rückte immer näher. Resident Wolter in Berlin, von dem Geheimrats-Konsilium aufgefordert, dort zu forschen, ob es wirklich die Absicht des Königs von Schweden sei, in die sächsischen Lande einzufallen, warnte eindringlich, und der General von Dünewald berichtete, der König von Schweden beabsichtige „der Sache ein Ende zu machen, ehe der Kukuk anfinge zu schreien“[4].

Da richtete der König August abermals aus Warschau unter dem 5. August 1706[5] ein ausführliches Schreiben an den Statthalter


  1. Ebenda.
  2. Ebenda.
  3. Ebenda. Vol. XLII.
  4. HStA Der Krieg zwischen Polen und Schweden Loc. 9318. IV. Buch.
  5. HStA Der polnisch-schwedische Krieg Loc. 3618. Vol. XLV.