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Sachsen fassen wollte, ehe er sich auf Friedensverhandlungen einließ. Dadurch aber wurde die Abreise der Kommissare wesentlich verzögert und die Kurfürstin Mutter, die rechte Tante Karls XII., entschloß sich, selbst an ihren Neffen zu schreiben, um diesen zum Empfang der Kommission zu bewegen. Der vom Kanzler von Friesen konzipirte Brief lautete [1]:

„Durchlauchtigster, Großmächtigster etc.– Die aufrichtigste Begierde, so Ihre Maj. der König mein Sohn trägt, Sich mit Ew. Maj. völlig zu reconciliiren, bewegt mich, dieselbe hierdurch freundmühmlich zu ersuchen, Ew. Maj. wollen geruhen, des Königs, meines Sohnes, Bevollmächtigte die Gnade zu erweisen und sie zu hören, indessen aber diese arme unschuldige Lande mit dero Waffen zu verschonen. Ich verspreche mir solches von Ew. Maj. weltbekanntem, hohem, gerechtliebenstem Gemüte und aequanimität desto mehr, je parater der König, mein Sohn, ist, alles einzugehen, was demselben nur immer möglich sein wird, so daß Ew. Maj. vielleicht in der Güte werden erhalten können, wozu Sie sonst die force employiren wollen. Ich kann vor großer Betrübnis über das diesem armen Lande bevorstehende Unglück nichts mehreres hinzuthun, als nur, wofern Ew. Maj. die gütlichen Mittel nicht acceptiren sollten, den Allerhöchsten zu bitten, daß Er als ein Gott des Friedens auch Ew. Maj. Friedensgedanken inspirire und zwischen deroselben und dem Könige, meinem Sohne, als so nahen Blutsfreunden ein gutes Vernehmen bald retabliren wolle; dieses wird zur Augmentirung Ew. Maj. bereits acquirirter hohen gloire gereichen, und verbleibe ich deroselben etc. etc“.

Auf diesen Brief hin trafen endlich Pässe für die Kommissarien ein, so daß sie abreisen konnten. Das mehrfach erwähnte „Gutachten“ berichtet darüber: „und reisten sie, als inzwischen die Antwort von dem Herrn Grafen Piper an das Geheime Konsilium, wie auch folgends die Passeports vor beide Kommissarien anlangten, anderweit fort, ohne daß uns der Geheime Referendarius eine Instruktion von Ew. Königl. Maj., wonach der Friede einzurichten, übergeben oder nur vorgelesen, außer, daß mir, dem Geh. Rat Zechen,


  1. Archiv zu Rötha: „Privatakten etc.“