Seite:Heft15VereinGeschichteDresden1901.pdf/72

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

– so protestirt er dagegen feierlichst und weist seine Gesandten an den fremden Höfen an, Mittel und Wege zu finden, um eine Koalition gegen Schweden zustande zu bringen, damit diese aus Deutschland vertrieben würden. Er berechnet, daß hierzu der Kaiser, England, Holland, Dänemark, Preußen und Hannover, je 6000, die Pfalz und Münster je 4000 Mann stellen sollen, wozu 8000 Mann Kavallerie von Sachsen gerechnet, 52 000 Mann aufgestellt werden können. Diese Verordnung sei an sämtliche sächsische Gesandte und Residenten an fremden Höfen zu versenden.

Wir müssen uns in die Lage König Augusts versetzen: Er hatte sich am 16. August bereit erklärt, der Krone von Polen zu entsagen, wenn dadurch ein Einfall der Schweden in Sachsen vermieden und der Friede wieder hergestellt werden könnte. Die von ihm an Pfingsten erteilte Instruktion, in welcher dies ausgesprochen war, hatte nach Imhoffs Schreiben vom 12. Juni 1712 noch den Nachsatz: „reussirt der Friede nicht, so muß man wider die feindliche Invasion alle diensamen Mittel, wie wir jüngsthin verordnet, vorkehren“. – Mit dieser Instruktion versehen, war Pfingsten am 16. August von Nowogrodeck abgereist. Seit jener Zeit, also seit beinahe 2 Monaten hatte er nur die beiden Berichte der Geheimen Räte vom 7. und 21. September erhalten, Pfingsten aber hatte ihm direkt keine Nachricht zukommen lassen. Der König wußte daher nur so viel, daß Pfingsten und Imhoff von den Geheimen Räten mit einer Vollmacht versehen worden waren, deren Wortlaut er aber nicht kannte, ferner daß der König von Schweden in Sachsen eingefallen war, und daß die Kommissare mit ihm in Unterhandlung getreten waren; wie weit diese Unterhandlung gediehen war, konnte er nicht wissen, aber noch weniger annehmen, daß bereits ein Abschluß des Friedens erfolgt sei. Er war daher vollkommen zu der Annahme berechtigt, daß bei dieser Verzögerung der Unterhandlungen ein günstiges Resultat nicht mehr zu erzielen sein würde, daß vielleicht sogar das große Opfer, welches er zu bringen gesonnen war, die Thronentsagung, umsonst gebracht, dem Lande aber die durch eine Invasion und den noch fortdauernden Kriegszustand bereiteten Leiden nicht erspart werden könnten, daß demnach „der Frieden nicht reussirte“. Es mußte daher nun der zweite Teil der an Pfingsten erteilten Instruktion in Kraft treten, d. h. „alle diensamen Mittel gegen die Invasion“ mußten angeordnet, also mit Waffengewalt