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Dies scheint der Grund gewesen zu sein, daß der König einen eigenhändigen Brief an Karl XII. schrieb und ihn zur Besorgung Pfingsten mitgab. Es ist der Brief, der in dem Gutachten der Geheimen Räte erwähnt ist und von dem sich Pfingsten großen Erfolg verspricht. Dieser Brief ist im Dresdner Hauptstaatsarchiv nicht vorhanden, Danielson und von Sarauw erwähnen ihn, führen aber den Wortlaut verschieden an und beziehen sich beide auf Adlerfeld. Dort[1] heißt es, der König August habe geschrieben „que comme la perte de son affection lui avait donné plus de chagrin, que la Couronne de Pologne ne lui avait donné de plaisir, la perte de celle ci lui devenait indifferente, puis qu’il regagnait par là son amitié.“ von Sarauw übersetzt: „so könnte es ihm nunmehr gleichviel gelten, ob er diese verliere, wenn er nur dadurch des Königs von Schweden Freundschaft wieder gewinnen würde“. In diesem Worte „würde“ liegt das bezeichnende für den Zweck des Briefes; der König August will entschieden ausdrücken, daß er die Krone noch nicht niedergelegt hat, sondern bereit ist, sie niederzulegen unter der Bedingung, daß er dadurch die Freundschaft des Königs von Schweden wieder gewinnen wird, d. h. mildere Friedensbedingungen erreicht. Dieser Brief erscheint daher als ein weiterer Beleg dafür, daß der König August am 20. Oktober nach der Unterredung mit Pfingsten noch nicht davon unterrichtet ist, daß der Friede bereits abgeschlossen ist, und die von Pfingsten ihm – vielleicht nicht einmal vollständig – mitgeteilten Friedensbedingungen für Vorschläge hält, über die noch weiter verhandelt werden kann. Aus diesem Grunde hat er auch seine „Monita“ gemacht „und solche zur genaueren Beobachtung Pfingsten gegeben“.

Davon, daß Pfingsten den Versuch gemacht hätte, mildere Bedingungen zu erlangen, ist nichts zu finden, seine in dem „Gutachten“ der Geheimen Räte wiedergegebenen Äußerungen widersprechen dem ebenso, wie die Schnelligkeit, mit der nach seiner Rückkunft nach Leipzig der Friedensvertrag vom König von Schweden veröffentlicht worden ist.

Karl XII., welcher in dem Schreiben des Königs August nur einen Akt der Höflichkeit sehen mußte, mit dem dieser den von ihm


  1. Histoire militaire de Charles XII. par Mr. Gustave Adlerfeld, chambellan du Roi. Amsterdam 1740.