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„Esselbach den 9. Oktober 1706. Unter den Leuten des Hufbeschlages waren grausame Exzesse eingeschlichen, wie sie dann mit Geldpressuren einen ziemlichen Anfang gemacht; ich habe sie aber nicht allein zur Restitution angehalten, sondern ihnen auch sonsten so begegnet, daß ihnen bis dato die Lust vergangen und weiter keine Klage eingelaufen, außer vorgestern, da der Fourier vom Oberstleutnant Michel einen grausamen Exzeß begangen, ich habe ihn zum Profos schließen lassen und ist die Sache von solcher Beschaffenheit, daß Kriegsrecht über ihn gehalten werden muß. Es hat auch ein alter Leutnant von Wrangel einen schändlichen Streich gemacht, welcher recht lasch, und also nicht zu verwundern, warum der gemeine Mann, wenn er nur von Schweden reden hört, ganz intimidirt ist; ich habe es allezeit gesagt, daß die wenigsten Subalternen von Ober- und Unteroffizieren was nütze ist. Es ist ja übrigens nicht die geringste Kriegsdisziplin und Subordination bei diesen Truppen und zweifle ich nicht, daß ich bei ihnen vor rigoureus passiren werde. Allein wer halt von ihnen erfordert, was Kriegsbrauch ist, der wird übel angesehen, maßen sie halt ganz verwöhnt sind.“

Jeder Kommentar zu diesen Schriften erscheint überflüssig.

Am 30. Oktober war Pfingsten aus Petrikow nach Dresden zurückgekehrt, war in den nächsten Tagen nach Leipzig weitergereist und hatte dort an Karl XII. den Brief des Königs und die angeblich von diesem vollzogene Ratifikation des Friedensinstrumentes übergeben. Eine Veröffentlichung des Friedens war aber aus verschiedenen Gründen noch nicht erfolgt und es lagerte daher eine gewisse Schwüle über dem Lande, denn Gerüchte von einem Frieden, der entweder schon abgeschlossen oder dem Abschlusse nahe wäre, waren in das Publikum gedrungen. Da traf wie ein Schlag aus heiterem Himmel die Nachricht von der Schlacht bei Kalisch in Sachsen ein. König August, der selbst das Kommando führte, hatte am 29. Oktober den schwedischen General Mardefeld aufs Haupt geschlagen und ihn mit dem größten Teile seiner Truppen gefangen genommen! Es war damit der Beweis geliefert, daß die sächsischen Truppen unter richtiger Leitung Hervorragendes zu leisten imstande waren. Wie klein mußten diesem Erfolg gegenüber die sächsischen Truppen erscheinen, welche unter Schulenburgs Führung, ohne Widerstand auch nur zu versuchen, das Land verlassen hatten und nun in der Fremde Exzesse verübten und jeder Subordination entbehrten. Es wirft