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zugehen lassen, daß er auch die Garnison von Dresden davon in Kenntnis setzen solle. Die einzelnen Friedensbedingungen aber scheinen, wie auch aus Imhoffs Briefen an Friesen vom 14. November hervorgeht, noch nicht allgemein bekannt gemacht worden zu sein.

Die pessimistische Auffassung der allgemeinen Lage durch die Geheimen Räte hatte die Dresdner Bevölkerung angesteckt, denn in den Akten begegnen wir fortwährenden Klagen, von denen nur einige Beispiele zur Kennzeichnung der damaligen Verhältnisse und Anschauungen erwähnt sein mögen.

Am 18. Oktober 1706 machte der Rat der Stadt Dresden in einer Eingabe an die Geheimen Räte darauf aufmerksam, daß die Stadt zur Unterhaltung der Truppen zu viel beitragen müsse, während dies von anderen Städten, welche keine Garnison hätten, nicht verlangt würde; Dresden würde daher durch den Krieg viel mehr beschwert, wie andere Landesteile; er fragt, ob dem nicht abzuhelfen wäre[1].

Trotz des abgeschlossenen Waffenstillstandes kommen stets Reibereien mit den südlich Dresdens gelegenen Truppen des schwedischen Generals Meierfeld vor. Ende Oktober hatten schwedische Soldaten die Einwohner von Dresden, welche ihr Getreide in die Mühle von Plauen gebracht hatten, von dort vertrieben und, wie es scheint, selber Besitz von der Mühle ergriffen; darüber hatten die Geheimen Räte eine Beschwerde an den General Meierfeld gerichtet, der die Sache aber ziemlich leicht genommen zu haben scheint. Am 1. November 1706 schreibt er aus seinem Hauptquartier Wilsdruff[2] davon, daß die Mühle in Plauen von seinen Soldaten in Besitz genommen und den Einwohnern von Dresden verweigert worden wäre, ihr Mehl dort mahlen zu lassen, sei ihm nichts bekannt; er müßte aber darauf aufmerksam machen, daß die Dresdner Regierung trotz des Waffenstillstandes an dem Defensionswerk von Dresden arbeiten und im Walde rechts der Elbe Holz fällen lasse, welches zu Pallisaden der Festung verwendet würde. Dieses Unternehmen widerspreche den Bestimmungen des Waffenstillstandes und er werde, wenn dies nicht aufhöre, seine Postirung auch auf das andere


  1. Ratsarchiv. Die besorgende Einrückung etc. G. XXXII. 124e. Vol. V.
  2. HStA Der polnisch-schwedische Krieg Loc. 3618. Vol. XLVIII.