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Dem Stand nach setzten sich die Wirte der Festung[1] zusammen aus 2 gräflichen Personen, 47 von Adel, 195 Hofbedienten, 26 Büchsenmeistern, 195 Witwen und Erben und 308 Bürgern. Daß allein 25% der Besitzer Hofbediente waren, kann die Behauptung, daß Dresden in erster Linie Residenzstadt war, nur bestätigen. Und dazu kamen noch die 49 gräflichen und adligen Personen, welche auch eigne Häuser hatten.

Weniger genau als die Zahl der Gebäude läßt sich die Bevölkerungsziffer für Dresden während der Kriegsjahre angeben. Vollständige Zählungen sind für diese Zeit nicht vorhanden, und zum Berechnen fehlen sichere Unterlagen. So bleibt die Möglichkeit schätzungsweiser Berechnung, die natürlich nur mit Vorsicht anzuwenden ist, zumal damals die Bevölkerung alles andere als stationär war. Geburten, Todesfälle, Zu- und Abwanderung, dazwischen die immer wachsende Menge der fluktuierenden Elemente: Wie wäre alles das richtig in Anschlag zu bringen!

Als sicher ist anzunehmen, daß Dresden während dieser Zeit meist übervölkert war, und Erscheinungen wie zunehmende Bettlerplage, Absperren der Stadt gegen übermäßige Zuwanderung, ängstliches Schließen der Zünfte deuten unabweisbar darauf hin. Für kurze Zeiträume wies die Stadt eine besonders übernormale Bevölkerung auf, immer dann, wenn beim Anrücken feindlicher Truppen eine vorübergehende Flucht der Landbewohner die Quartiere und Straßen bis zur Unerträglichkeit füllte, wie im Jahre 1637, als nach der Einnahme von Torgau vom 7. bis zum 9. Mai 12 000 Wagen mit flüchtigem Landvolk nach Dresden gekommen sein sollen. Solche Fluchten waren besonders während der zweiten Hälfte des Krieges, da Freund und Feind gleich hart verfuhren, eine ganz allgemeine Erscheinung.

Benutzt man zu einer schätzungsweisen Berechnung der Bevölkerungsziffer die oben gegebene Häuserzahl und nimmt man an, daß jedes Haus der Festung durchschnittlich von 10, die Häuser der Vorstädte und Altendresdens durchschnittlich von 6 Personen bewohnt wurden, so ergibt sich eine Gesamtbevölkerung von 17 076, also rund 17 000 Köpfen[2].


  1. B XIX 38.
  2. Hasche (I, 769) nimmt als „mutmaßlich Lebende“ für das Jahr 1630 16 000 an.