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Auf dem Johannesfriedhof vorm Neuen Tor wurden besonders viel bestattet, daß der Rat in den folgenden Jahren zur Erweiterung[1] desselben gezwungen war.

Das eigentliche große Sterben hob Mitte des Jahres 1632 an. Von da an waren Pesttote für lange eine alltägliche Erscheinung. Auf der Wiese, unter, an und auf der Brücke, hinter der Schanze, auf dem Gottesacker, an der Elbe, im Gerinne, im Schiffe, in dem man sich über den Strom setzen lassen wollte: überall fand man Tote liegen.

Die Mannschaften des Defensionsfähndels[2] ebenso wie die in Dresden in Quartier liegenden Soldaten wurden von der Pest befallen, und der Generalkriegskommissar Joachim von Schleinitz bat[3] den Rat um ihre Unterbringung im Lazarett, in Hospitälern oder wo sich sonst Raum bieten würde. Selbstverständlich wurden die Absperrungsmaßregeln wieder verschärft. Weder Pirnische Einwohner, noch böhmische Exulanten wurden seit dem 10. August mehr eingelassen, und sechs Tage später sperrte man den Zugang für Bautzen, Ortrand, Meißen und Hain (Großenhain)[4]. Am 31. Oktober zählte man bereits 100 infizierte Häuser.

Unverantwortlich war es, wenn habgierige Soldaten die von den Bewohnern verlassenen infizierten Häuser erbrachen, allerhand Kleider, Betten, Geräte daraus entwendeten und an die dichtbesetzten Quartiere trugen oder verkauften[5]. Die Ansteckungsgefahr wurde dadurch leichtsinnig vergrößert.

Nachdem der Winter 1632/33 der Seuche für wenige Monate Einhalt getan hatte, begann die Zahl der Toten bereits im März 1633 wieder zu steigen. Trotz der argen Not war man nicht wünschenswert vorsichtig und sauber, oder mochte es auch sein, daß man durch das anhaltende Unglück laß geworden war. Jedenfalls sah sich der Kurfürst gezwungen, am 20. Juli einen „offenen Brief“[6] durch den Rat publizieren zu lassen, der allen Einwohnern möglichste Sauberkeit und Vorsicht anbefahl. Nach dem August, dem


  1. C XXI 18 a.
  2. G XXXV 26 a.
  3. G XXXV 26 a.
  4. Loc. 9958 (10. u. 16. Aug. 1632).
  5. G XXXV 26 a u. Loc. 10823.
  6. F XXII 1.