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4. Kapitel.

In diesen „teuren und geschwinden Zeitläuften“ wuchs die Zahl der Unterstützungsbedürftigen nicht unbedeutend. Bald reichten die verfügbaren Mittel nicht mehr recht aus, um den Bitten der Armen, Kranken, Witwen und Waisen gerecht werden zu können. Von alters her war für die einheimischen armen Leute durch Stiftungen gesorgt[1]: Eine bestimmte Anzahl gebrechlicher Männer fand im Hospital St. Jakob, alte Witwen fanden in den Hospitälern St. Materni und St. Bartholomäi und im Brückenhofe, Waisenkinder aber im Findelhause Aufnahme[2][3]. Überdies hatten Kurfürst Moritz und Vater August wöchentliche Geld- und Brotspenden gestiftet. Für die nicht in städtischen Häusern Untergebrachten hatte man noch die Zinsen des Almosenkastens bereit. 1628 unterstützte man hiervon 171 „alte und junge Personen, so von den Almosen allein leben und ihr Brot anderer Gestalt nicht erwerben“ konnten mit wöchentlich 23 fl 12 gr 6 ₰ an Brot und Geld. Zehn Jahre später waren es 191 Personen, die aus denselben Mitteln 431 Brote und 8 fl 13 gr 3 ₰ wöchentlich erhielten[4]. Während der Teuerung freilich wollten die Mittel – man brauchte jährlich 3276 fl – nicht recht ausreichen. Man appellierte deswegen an die Mildtätigkeit des Kurfürsten und an die Privatwohltätigkeit. Die Viertelsmeister und Kirchväter wurden mit Sammelbüchlein in den Vierteln umhergeschickt[5], nicht ohne Erfolg, war doch die Kurfürstin mit einer Spende von 1000 tlr voran gegangen. Im zweiten Viertel brachte man in 56 Posten 407 fl 9 gr zusammen, dagegen im dritten Viertel in 235 Posten nur


  1. B XIII 8.
  2. Richter: Verw. II S. 232.
  3. B XIII 1 (Gesuche um Aufnahme).
  4. B XIII 8.
  5. B XIII 3.