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Das Kapitel „Almosen“ in den Ausgaben der CR gibt mancherlei Aufschlüsse über Zahl, Art und Herkunft der Almosenempfänger, die mit Bittgesuchen an den Rat herangegangen waren. Neben Witwen und Waisen treten dort besonders auf: pauperi studiosi, pauperi nobiles, arme Schulmeister, vertriebene Pfarrherren und Exulanten. Die meisten davon waren aus Böhmen und den österreichischen Ländern, viele aus Prag, doch fehlen auch Städte nicht wie Straßburg, Nürnberg, Breslau, Stralsund, Königberg[1].

1621 unterstützte der Rat 50 solcher Personen, 1623: 61, 1625: 99, 1629: 79, 1630: 150. Unter den 68 Bittstellern des Jahres 1632 finden sich 19 Magdeburger, die sich nach der Einnahme und Zerstörung ihrer Vaterstadt nach Dresden gewendet hatten.

Ganz überflüssiger Weise gesellten sich zu all den Armen und Unglücklichen Scharen von Bettlern, die ihre unerquickliche Tätigkeit mehr oder weniger ernst als Beruf auffaßten.

Entweder waren es solche, die von Ort zu Ort zogen, und überall, wohin der Zufall sie führte, auf ihre Weise Kontribution forderten und Zoll einnahmen[2], oder solche, die, in den umliegenden Dörfern ansässig, des Tages über in der Stadt bettelten und des Abends wieder hinauszogen, oder endlich solche, die nach Dresden kamen und dauernd hier blieben.

Weder Rat, noch Bürgerschaft waren sonderlich erfreut über diese Erscheinung, vor allem nicht, da die Bettler seit Beginn des Krieges täglich an Zahl außerordentlich zunahmen. Daß sich diese Müßiggänger mit Vorliebe in die Festung hineindrängten, ist verständlich, da in den meist ausgeplünderten Dorfschaften für sie nichts zu holen war. Am wenigsten wünschenswert war dem Kurfürsten dieser in jeder Beziehung unnütze Zuzug, bedeutete er doch nicht leichthin eine Vermehrung der Einwohnerschaft, sondern eine Verdichtung der Bevölkerung, die zu Pestzeiten gefährlich wurde, bedeutete er zum andern auch eine Steigerung der Esserzahl, die bei eintretenden Proviantnöten im Falle einer Belagerung der Festung geradezu eine Gefahr für dieselbe darstellte. Außerdem mußte man das Einschleichen unlauterer, dem Feinde ergebener Elemente befürchten.


  1. Vgl. S. 19!
  2. Ihre exemte Stellung satirisiert ganz ergötzlich Schuppius.