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stellte deswegen auf dem Rathause eine Besichtigung und Exemination an, zufolge der die Faulen und Müßigen religiert, die wirklich Notleidenden der Gebühr nach unterstützt wurden. Um die Bettler leichter aus der Festung hinauszubringen, ließ man die regelmäßigen Brotspenden draußen vor den Toren, auf dem Kirchhof zu St. Annen, verteilen. Auch das wollte nicht helfen. Endlich räumte man die Gassen gewaltsam und trieb die Bettler zum Tore hinaus. Es nützte nichts, zum andern schlichen sie sich wieder herein, indem sie eine Tracht Holz, Stroh, Kohlen, Heu oder sonst etwas anderes zu Markte trugen und sich nach dem Verkaufe von neuem aufs Betteln verlegten. Die Nachtwachen wurden angewiesen, darauf zu achten, daß sich niemand in Scheunen, Schuppen oder öden und wüsten Häusern aufhielte. Ein Nachbar sollte auf den andern achtgeben, und alle waren verpflichtet, jegliches Vergehen gegen des Rates Gebot zur Anzeige zu bringen. Gebessert wurde durch all das wenig. Noch 1644 berichtete der Kurfürst an den Rat, daß sich täglich Bettler vor die Kanzlei setzten und durch Singen, Murmeln und Betteln oft solchen Lärm verursachten, daß man fast sein eigen Wort nicht hören könnte.