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hohen Getreidepreisen und dem herrschenden Mangel mußte es die Besitzer empören, wenn ihr Vorratgetreide ganz überflüssig und unverantwortlich vergeudet und auf einmal soviel verbraucht wurde, als man wohl in Wochen konsumiert hätte.

Was wurde nicht alles gestohlen und geraubt! Und nicht nur die einquartierten kursächsischen Soldaten, auch zum Defensionswerk verordnete Bürger waren daran beteiligt. Was man an Getreide, Butter, Eiern, Käse, Geflügel und sonstigen Eßwaren erlangen konnte, trug man fort. Wein aus den Bergen, Kraut und Rüben vom Felde, das Obst aus den Gärten wurde gestohlen. Pferde spannte man vom Wagen; den Fleischern raubte man das angetriebene Vieh von der Weide vor der Festung und aus den Ställen[1].

Auf den Zugangsstraßen zur Stadt war es höchst unsicher. Die Bauersleute vermochten nichts mehr zu Markte zu bringen. In der Heide lauerten die in Altendresden liegenden Soldaten dem Landvolk auf und nahmen ihm ab, was in der Festung verhökt werden sollte: Karpfen, Hechte, Krebse, Eier[2]. Den Markteinern, die von verschiedenen Orten fremdes Bier brachten, wurde dieses geraubt; man verzapfte es in den Quartieren[3]. Den Einwohnern der Viehweider Gemeinde hatte die Einquartierung im Dezember 1632 Bettwäsche, Winterkleider und andres mehr weggenommen und verkauft und dabei selbst die infizierten Häuser nicht gemieden[4].

Mit der Zeit wurden diese sauberen Stadtverteidiger so frech, daß sie mit den geraubten Kleidern einen öffentlichen Trödel anfingen[5] und gestohlenes Gemüse und Obst auf den allgemeinen Wochenmarkt brachten und verhökten. Den Marktmeistern widersetzten sie sich mit Gewalt, wenn diese ihnen das unverschämte Treiben zu verwehren suchten. Leider gab es auch genug Einwohner in der Stadt, die aus dem Unglück ihrer Mitbürger den elendesten Profit zogen und den Soldaten ihre Beute spottbillig abkauften, die natürlich um jeden Preis losgeschlagen wurde. Verwerflicher


  1. Loc. 9254.
  2. B XVIII 17.
  3. B XVIII 11.
  4. Loc. 10823.
  5. C XXXII 2.