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Öfen geliefert, der Glaser, der die Fenster gefertigt: sie bekamen keine Zahlung[1]. Der Büchsenmacher Stockmann hatte seit der Bautzner Belagerung 1985 fl 20 gr 9 ₰ zu fordern, der Tischler Porisch in der Schreibergasse 33 tlr, des Malers Ufer Witwe 174 fl 2 gr[2]. Sie alle forderten vergebens. Die Tuchmacher hatten weit über 600 fl an Tuch und 400 Felle, die Schuhmacher für die Armee 1000 Paar Schuhe, die Lohgerber die dazu nötigen guten Ochsenleder liefern müssen und nebenher des Handwerks ganzes Vermögen hergeliehen[3]. Bei den Schneidern stand der Kurfürst schon geraume Zeit mit 1200 fl, bei den Fleischern mit 30 000 fl (!) und 30 Wochen neuer Lieferung in Schuld. Wiederholter Einwendungen ungeachtet, wurde den Fleischern immer wieder unverfroren auferlegt, den Bedarf der Hofküche „bei jetziger starker Hofhaltung“ zu liefern[4]. Von Bezahlung sprach niemand; schwerlich hätte man auch zahlen können. Es wurde vertröstet und immer wieder vertröstet; und die Gläubiger konnten schon überaus froh sein, wenn wenigstens die Zinsen für die Schuldsummen dann und wann gezahlt wurden[5]. Davon, daß „Armeelieferanten erkleckliche Summen ins Trockene gebracht“ hätten, ist hier nichts zu sehen.

Wenn so durch Ansprüche der Regierung Besorgnisse hinsichtlich der Sicherheit des Eigentums hinzukamen, versteht man, wenn die Meister ihre Produktion bis aufs Mindestmaß einschränkten. Als diese endlich bei immer schwerer zu beschaffenden und im Preise steigenden Rohmaterialien die Forderungen für ihre Erzeugnisse erhöhten, schrie Adel und Unadel sofort gegen solchen „übermäßigen und unbilligen Aufschlag“, und bald zwang der Kurfürst durch Taxen und Strafen das Preisniveau zurück. „Was ratione loci et circumstantiarum notwendig“, mußte freilich in acht genommen werden[6], und so wurde wenigstens den in Metall und den in Holz arbeitenden Gewerben wegen der steigenden Rohstoffpreise ein geringer Aufschlag zugestanden.


  1. Loc. 4453, Bl. 83.
  2. G XXXV 5.
  3. CXXXII 3.
  4. G XXXV 26 a.
  5. Loc. 9233.
  6. Loc. 9838.