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der andre 43½ Meilen zu durchrunden hatte. Dem ersten lag ob, folgende Städte aufzusuchen[1]: Wilsdruff, Siebenlehn, Nossen, Roßwein, Döbeln, Mittweida, Hainichen, Frankenberg, Öderan, Freiberg, Frauenstein, Altenberg, Lauenstein, Liebstadt, Königstein, Gießhübel, Glashütte, Gottleuba, Pirna, Dohna, Dippoldiswalda und Tharandt. Des anderen Weg führte über: Meißen, Riesa, Hain (Großenhain), Ortrand, Königsbrück, Kamenz, Bautzen, Löbau, Zittau, Böhm.-Leipa, Sebnitz, Tetschen, Schandau, Neustadt, Stolpen, Bischofswerda, Elstra, Pulsnitz, Radeberg und Radeburg. Das sonst ziemlich farblose Jahrmarktsbild gewinnt vielleicht Buntheit und Leben, wenn man der Typen nicht vergißt, die damals, wie noch heute, für die gaffende Menge den eigentlichen Jahrmarktsrummel ausmachten. Da saß auf dem Markte Franz Wilhelm von Dortrecht, der Glückstöpfer, der mit 114 fl 6 gr ein außerordentlich hohes Stättegeld zu entrichten hatte[2]. An andrer Stelle ließ man Affen und Murmeltiere tanzen. Dort zeigte ein Mann ein Kind, „so an etzlichen Gliedern gar behaart gewesen“, oder es zog ein Mann mit einer lahmen Frau umher, die allerlei Arbeit mit den Füßen verrichtete. Als etwas ganz besonderes ließ ein Mann aus Frankfurt a. M. ein kunstvolles astronomisches Uhrwerk gegen geringes Entgelt betrachten[3]. Auf dem Gallimarkt 1621 konnte man gar eine Jungfrau bewundern, die weder Arme noch Beine hatte[4]. Daneben wurden Quacksalber ihre unfehlbaren Salben und Arzneien zerreißend los und agierten Tänzer und Gaukler auf Seil und Podium.

Trotz der günstigen Lage an der Elbe und trotz des Niederlageprivilegs war Dresden kein Handelsplatz von hervorragender Bedeutung[5], immerhin aber war es die oberelbische Handelsstadt. Im Süden Böhmen, im Norden Hamburg, das waren und sind noch heute die beiden Pole, zwischen denen sich der Verkehr bewegte.

Aus Böhmen kamen Getreide, Obst, Wein, Butter und andere Lebensmittel, auch Glas- und Mineralwaren auf den Dresdner Markt; der Flößereibetrieb brachte Bau- und Brennholz. Von Hamburg brachten die Schiffe Fischtran, Fischwerk, holländischen


  1. C XXX 1 und Belege 1626.
  2. C R 30, Suppl. fol. 6b.
  3. C R 31 E. fol. 31a.
  4. C R 22 A. fol. 89a.
  5. vgl Marperger: S. 30/31 und Weck: S. 18!