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Gelegentlich führte man aus den Bergwerken zu Goslar Erze nach Böhmen, z. B. 1627 für den Kaiser 1500 Zentner Blei; von 1623 bis 1627 waren von den Schiffhändlern Erhardt Ficker und Matthes Krüger 4181¼, Zentner Blei nach Prag durchgeführt worden[1].

Eilbeförderung war der Gütertransport auf der Elbe nicht, wurden doch die Schiffe von Dresden bis Hamburg, also auf einer ungefähr 500 km langen Strecke an 22 Zollstationen und Geleitsämtern aufgehalten[2]. Diese waren von Dresden aus: Meißen, Strehla, Mühlberg, Torgau, Pretzsch, Wittenberg, Coswig (Anhalt), Dessau und Roßlau, Stentz, Ernheim, Barby, Schönebeck, Magdeburg, Rogätz, Tangermünde, Sandau, Wittenberge, Schnackenburg, Lenzen, Dömitz, Hitzacker und Boizenburg. Bei der gewissenhaften und umständlichen Kontrolle, bei all dem Um- und Ausladen brauchte man zu der ganzen Strecke nahezu einen Monat. Naturgemäß mußte das wiederholte Zollzahlen die Waren ungemein verteuern. Nach Falke[3] soll im 16. Jahrhundert für ein Faß Wein von Dresden nach Hamburg an 30 Zollstätten zusammen 9 tlr 9 gr 4 ₰ Zoll entrichtet worden sein.

Bei der allgemeinen Störung des Verkehrs und der Unsicherheit der Wege geriet auch der Elbhandel ins Stocken. Auf und ab am Strom lag in den Ortschaften Kriegsvolk, welches während vieler Jahre in unliebsamer Weise Zoll forderte[4]. Die Soldaten nahmen gewöhnlich, gleichgültig ob Freund oder Feind, nicht weniger als die volle Schiffsladung in Beschlag, mindestens verlangten sie hohes Lösegeld oder auch einen Teil der Waren, zuweilen beides. Hatten sie selbst keine Fahrzeuge, so ritten sie in den Strom, soweit die Pferde nur Grund hatten und schossen in die Schiffe, um sie zum Halten und zur Zahlung zu veranlassen. Wegen solcher Unsicherheit wurde der Elbhandel eine Zeit lang ganz eingestellt[5].

Nach dem Kötzschenbrodaer Waffenstillstand hatten „die Commercien zu Wasser und Lande ihren freien unbehinderten Lauf“[6].


  1. A XVI 65b fol. 532, 584.
  2. A XVI 65p
  3. Weißenborn: S. 193.
  4. Opel: S. 231.
  5. Belege 1626.
  6. Loc. 10767.