Seite:Heft25VereinGeschichteDresden1918.djvu/60

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Fürstenpaares und bezog nun ebenfalls dessen Haus, das deshalb im Volksmunde das Rutowski'sche Palais hieß, obgleich es dem Grafen niemals persönlich gehört hat. 1745 starb die Fürstin Lubomirska, und ihr Palais ging im Erbe an ihre drei Töchter über, die es aber ihrem Vater zur Benutzung überließen. Nach seinem 1773 erfolgten Tode erwarb eine der Töchter, Henriette Charlotte verw. Gräfin v. Flemming das Grundstück durch Vergleich mit ihren beiden Schwestern. Von der neuen Besitzerin, die 1782 starb, erbten es ihre vier Kinder. In der ersten Morgenstunde des 22. Februar 1786 brach, wohl infolge von Unvorsichtigkeit von Bewohnern des Palais, im Dachgeschoß ein Feuer aus, das über zwei Tage wütete und das Gebäude völlig zerstörte. Das auf 16 000 Taler abgeschätzte Grundstück sollte 1787 zur freiwillig beantragten Versteigerung kommen; da bei dem Termin aber kein Angebot erfolgte, blieb die umfangreiche Brandstelle noch sechs Jahre liegen, bis sie der kurfürstliche Kammerkondukteur Hahmann für 3600 Taler erstand. Dieser erbaute nach Beseitigung der Ruinen sowohl das Eckhaus an der Weißen Gasse, jetzt An der Kreuzkirche 3 (O.-Nr. 365), als später auch das Nachbarhaus jetzt Kreuzstraße 1 (O.-Nr. 366). (vergl. C. Hollstein: Das Gräflich Vitzthum'sche später Rutowski'sche Palais an der Kreuzkirche und sein Brand im Februar 1786. Dresdner Geschichtsblätter 1912, Nr. 2, Seite 201–220.)


Nr. 43. Cossell[1], Anna Constanze, geb. v. Brockdorf, Gräfin v., 1680–1765, Geliebte August des Starken, dem sie zwei Töchter und einen Sohn gebar. Wahrscheinlich schon um 1703 war sie mit ihrem Gemahl, dem Geh. Rat und späteren Kabinettsminister Adolf Magnus v. Hoym nach Dresden gekommen. Es dauerte gar nicht lange, so trat der König zu der schönen und sehr geistreichen Frau in nahe Beziehungen. Um sie für ihn ganz frei zu machen, wurde ihre Ehe getrennt. Neun Jahre lang hat die C. ihren fürstlichen Freund völlig beherrscht und sich infolge seiner Freigebigkeit ein großes Vermögen erworben. Soll sie doch (nach Vehse) nicht nur fortgesetzt reiche Geschenke erhallen, sondern auch ein Jahreseinkommen von 100 000 Talern bezogen haben. 1706 war sie auf des Königs Betrieb durch Kaiser Franz Joseph I. zur Reichsgräfin von Cossell (nach einem Brockdorf'schen Familiengute in Holstein) erhoben worden. Auch sie fiel später bei August dem Starken in Ungnade, zum Teil mit aus dem Grunde, weil sie zum Ärger der Minister versucht hatte, auf die Regierung und Politik Einfluß zu gewinnen. Etwa zwei Jahre hielt sich die Gräfin gegen den Willen des Königs außerhalb Sachsens auf. Als sie von Berlin nach Halle kam, wurde sie

  1. In den meisten Büchern, die der Gräfin C. gedenken, wird bei ihrem Namen die Schreibweise „Cosel“ angewendet, während die Geschoßbücherauszüge und die Kaufbücher die Schreibformen Cossel, Coßel, Cossell und Kosel aufweisen. „Die Gräfin selbst schrieb sich ebenso wie ihre Kinder Cossell“, so berichtet Dr. K. v. Weber in seinem umfassenden Aufsatze über sie, der im 9. Bande des Archivs für Sächsische Geschichte veröffentlicht worden ist. Deshalb habe ich diese Schreibweise festgehalten, obgleich „in den offiziellen Schriften meist Cossel geschrieben wird“.