Seite:Heft26VereinGeschichteDresden1918.pdf/13

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


„Wer mit einem Talente geboren ist, findet in demselben sein
schönstes Dasein! Nichts auf der Erde ist ohne Beschwerlichkeit,
und der innere Trieb, die Lust, die Liebe helfen uns
Hindernisse überwinden, Wege bahnen, und uns aus dem
engen Kreise, worin sich andere kümmerlich abängstigen,
emporheben.
(Goethe, Wilhelm Meister.)


Kapitel 1.
Kinderzeit in Belzig.

C. G. Reissiger entstammt einem Hause, in welchem die Musik Lebenselement war. Am 31  Januar 1798 wurde er als Sohn des „Herrn Christian Gottlieb Reissiger, wohlbestallter Direktor Musices und Kantor, wie auch Schulkollega II[1]“ in dem kleinen Städtchen Belzig, unweit Wittenberg, geboren. Schon der Großvater hatte der edlen Frau Musika gedient, der Vater aber konnte sogar drei vollständige Sinfonien zum Druck bringen, denn Gerbers hist. biogr. Lexikon der Tonkünstler 1791/92 erwähnt unter dem Namen Reissiger drei Sinfonien, welche letzterer „im Jahre 1790 bey Hilschern zu Dresden für das Klavier hat stechen lassen [2]“. Er war geboren am 26. Januar 1762 zu Schmiedeberg (Preußen) als Sohn des Kantors und zweiten Lehrers an der Knabenschule. „Ich stamme,“ so schrieb Christ. Gottlieb selbst an seinem 70. Geburtstag nieder, „aus seiner zweiten Ehe mit der zweiten Tochter des damaligen zweiten Diaconi an der Stadtkirche zu Wittenberg, namens Laurentius Kettner, Christiane Sophie. Mit dem 14. Jahre kam ich nach Halle auf das lutherische Gymnasium. Im Jahre 1780 bezog ich die Akademie zu Wittenberg, von meiner Mutter unterstützt. Im Jahre 1783 verließ ich die Universität und kam zum Kaufmann Hensel in Schmiedeberg in Condition, wo ich ¾ Jahre war und dann zu seinem Bruder Dr. med. und Apotheker ein Jahr lang. Ich wurde Kantor in Seyda und 1792 Kantor in Belzig, verheiratete mich am 17. Oktober 1793 mit der ältesten Tochter des Collaborator Friedrich daselbst und hatte 10 Kinder mit ihr (Sophie Friederike Gottliebe, geb. 27. Oktober 1778, gest. 9. November 1827), wovon 5 am Leben: 1. Carl Gottlieb, Kapellmeister in Dresden, 2. Charlotte Wilhelmine Auguste (spätere Frau) Stadtgerichtsregistrator Wesenberg in Brandenburg, 3. Carl Wilhelm, Knopfmachermeister in Jüterbog, 4. Friedrich August, stud. theol. in Berlin, 5. Therese Henriette, noch unverheiratet. Ich ging 1825 in Pension.“


  1. Laut Geburts- und Taufzeugnis. Die Taufzeugen waren: 1. Fr. Henriette, Karolina Winkler, geb. Berndt, Herrn M. Karl, Gottlob Winklers, treuverdienten Diakoni und Nachmittagspredigers Frau Eheliebste, 2. Herr M. Joh. Gotthelf Kreusel, Rektor Scholae und Prediger zu Preußnitz, auch Cand. Rev. Min., 3. Herr Joh. Wilhelm Friedrich (avus a parte matr.) treufleißiger Collaborator Scholae und Cust. zu S. Br. allhier.“
  2. Gerbers neues hist. biogr. Lex. der Tonkünstler 1812/14 berichtet ferner: „unter diesem Namen sind noch gestochen worden: 1. Kl. Klavierstücke 1792. 2. Sinfonia per il cembalo 1793. Fétis, Biogr. universelle des musiciens bezeichnet die Sinfonien als Orchesterwerke, was Eitner für eine willkürliche Veränderung der Gerberschen Notiz hält. Immerhin kann dies auf einer Mitteilung von C. G. Reissiger an Fétis beruhen, da beide miteinander bekannt waren.