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Vorwort.




Die vorliegende Schrift, die einen gedrängten Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Kirchenmusik in der katholischen (Hof-) Kirche in Dresden bieten will, entstand unter dem Gesichtspunkt, dem Leser vor Augen zu führen, daß es sich in dem Kirchenmusik-Institut, das die Vereinigung künstlerischer Kräfte im Dienste der Pflege der gottesdienstlichen Musik im genannten Gotteshause darstellt, um wertvollen Kulturbesitz handelt.

Die eigenartigen Verhältnisse, unter denen das Institut sich in einem Lande entwickelte, bei dessen begrenztem Umfang die Glaubenstrennung zwischen Herrscherhaus und Volk in erhöhtem Grade ins Gewicht fallen mußte, gaben ihm seinen besonderen Charakter, und dadurch zog es von seinen Anfängen an die Augen der Welt auf sich. Man sieht in der mehr als 200 jährigen Geschichte seines Bestehens aber zugleich an ihm den Ausspruch Goethes sich bewahrheiten, daß „die Gebräuche der römischen Kirche auch dem Protestanten durchaus bedeutend und imposant sind, indem er nur auf das Ernste und Innere, wodurch sie hervorgerufen, das Menschliche, wodurch sie sich von Geschlecht zu Geschlecht fortpflanzen, und also auf den Kern dringend, anerkennt.“ Nicht nur, daß die Schönheit und Poesie des katholischen Kultus auch im protestantischen Teile der Bevölkerung empfunden wurde, stellten in diesen auch im kirchlichen Dienste tätige protestantische Meister aus den Gefühlen der Andacht und Ehrfurcht ihre Kunst. So war es die Musik, die auf diese Weise nicht unwesentlich zur Wahrung des konfessionellen Friedens im Lande beitrug. In ihren Kundgebungen aber wiederum mußte sich als in denen der beweglichsten und anschmiegbarsten Kunst unsres Gefühlslebens der Wechsel und Wandel der künstlerischen wie religiösen Anschauungen und Empfindungen der Zeit in aller Deutlichkeit widerspiegeln, und so birgt auch das Schaffen der Meister, die in Dresden ihre Kunst in den Dienst der katholischen Kirche stellten, wenn nicht „Ewigkeits-“, so doch zum mindesten bleibende kulturgeschichtliche Werte.

     Dresden, 1921.

Der Verfasser.