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und Journale; es ist kein Bestand, sondern Vorschuß bei der Staatssteuerrezeptur. Keinerlei Anweisung, fernere Eingänge abzuliefern.

Vielerlei Gerüchte über Anrücken der Österreicher, die Vorposten sollen bereits bei Heidenau stehen, in Liebstadt alles dick. Angebliches Vorpostengefecht bei Dohna, Kanonendonner in der Richtung des Königstein[1].

Nachmittag Plenarsizung. Neustädter Verpflegungsamt. Ich finde die erteilte Vollmacht ohne Beschränkung auf das Regulativ durchaus bedenklich, kann aber mit meiner Ansicht nicht durchdringen[2]. Wir werden in Jouren eingeteilt. Flaths 25jähriges Jubiläum[3]. Ich begrüße ihn früh mit einem Rosenbukett. Nach der Sitzung gehe ich zum Onkel[4]. Unterwegs höre ich, daß von Burdach und andern Buchhandlungen sämtliche Kartenvorräte requiriert worden sind. Man spricht davon, daß die Preußen in der Nacht wieder abrücken werden. In Neustadt sind nachmittags rote Husaren von Schlesien her eingerückt und dann sofort wieder abmarschiert in derselben Richtung. Nachts ¾11 Generalmarsch. Unsre Einquartierung geht ab[5].


Mittwoch, 20. Juni.

Kein Frühspaziergang, weil es regnet und ich etwas Migräne verspüre. Rudolph[6] berichtet, daß fast alles wieder abgerückt ist, und zwar über Neustadt. Auf dem Rathause angekommen, finde ich die Wache abgezogen und höre, daß bei der Wiener Straße Vorkehrungen zur Verteidigung getroffen werden. Gehe dorthin. Es bestätigt sich, die


  1. Der Königstein blieb von Sachsen besetzt.
  2. In Dresden-Neustadt war rasch ein Verpflegsamt gebildet worden. An seiner Spitze stand der Großkaufmann Franz Ludwig Gehe (vgl. Dresdner Anzeiger, Wissenschaftliche Beilage, 7. Jahrg. Nr. 17). Peschel meint aber, daß der Rat bei der Erteilung dieser Vollmacht auf das bestehende Einquartierungsregulativ hätte gebührend Rücksicht nehmen müssen.
  3. Stadtrat Carl Eduard Flath war Dirigent des Wohlfahrtspolizeiamts und der Heimatsexpedition.
  4. Peschels Großonkel, der Dresdner Historienmaler und Professor an der Akademie der bildenden Künste, Carl Gottl. Peschel, Sohn des Finanzkalkulators G. Gottl. Peschel. (1798–1879).
  5. Die preußische Elbarmee versammelte sich am 20. und 21. Juni bei Stolpen und stand für den Einmarsch nach Böhmen (23. Juni) über Rumburg bereit.
  6. Rudolph, Aufwärter bei der II. Ratsabteilung.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/22&oldid=- (Version vom 26.4.2024)