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Parkanlagen sind teilweise niedergehauen; doch ist die Aufstellung eine sehr geringe. In den Häusern der Wiener Straße ist Räumung angesagt.

Der Abmarsch während der Nacht ist ein sehr eiliger gewesen. Mittags geht die Artillerie, Parks aller Art usw. über beide Elbbrücken auf das rechte Elbufer. Es heißt, die Sprengung der Brücken werde vorbereitet. In den Mittagsstunden bis gegen 4 Uhr sind nur sehr wenige preußische Truppen noch in der Stadt. Man spricht von einem starken Schlage zwischen Breslau und Görlitz, auch von einem Elbübergang der Österreicher bei Königstein in der Richtung nach Stolpen[1].

Nach 3 Uhr beginnt der Einmarsch des 7. Armeekorps von Wilsdruff über Kesselsdorf[2]. Es zieht sich alles nach dem Großen Garten, woselbst rechts und links der Pirnaischen Straße biwakiert werden soll. Ich sehe mir die Sache an. Es rücken ganz neue Truppen ein, Ostpreußen, zusammen angeblich 33 000 Mann. Sind früh ½3 Uhr bei Meißen alarmiert worden und ohne Unterlaß marschiert. Die Verpflegungsschwierigkeiten beginnen. Furagieren bei Bäckern und Fleischern und in Kaufmannsläden. Ich trete um 8 Uhr abends bis 12 Uhr meine Nachtjour auf dem Rathause an. Bis gegen 10 Uhr lebhafter Verkehr auf dem Altmarkte, dann tiefe Ruhe.

Fouragierungsexpedition des Herrn Petzsch nach Großenhain. Bedenken und Schwierigkeiten derselben. Schwauß[3] verweigert die Beteiligung von Stadtgendarmen. ¾12 Uhr Feuerlärm. Kleiner Brand am Dippoldiswalder Platz. Ich stürze zum Überfluß und komme mit einer Blutblase an der linken Hand weg.


  1. Ein Elbübergang der mit den Sachsen vereinten Österreicher bei Königstein in der Richtung auf Stolpen wäre ein Stoß in die rechte Flanke der Preußen gewesen; allerdings ein schöner Gedanke, wie überhaupt die begeisterten Anhänger Beusts und Österreichs viel zuviel von den Bundesgenossen erwarteten und die Lage anfangs völlig verkannten.
  2. Vom 7. westfälischen Korps war die 14. Division bei der Elbarmee; die 13. Division gehörte zur Mainarmee. (Vgl. das Bild „Biwak preußischer Truppen im Großen Garten zu Dresden“; Originalzeichnung für die Leipziger Illustrierte Zeitung, in Sturmhoefels Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande, 2, 2, 429.) Zur Elbarmee gehörte auch das ostpreußische Infanterie-Regiment Nr. 33.
  3. August Schwauß war ursprünglich Stadtrat in Plauen, wurde 1853 bei der Übernahme der Dresdner städtischen Sicherheitspolizei durch den Staat als königlicher Polizeirat berufen und später Polizeidirektor (Tageschronik der Dresdner Nachrichten, 1. Mai 1853). Er war „gut Beust'sch“ und geriet bald in ein sehr gespanntes Verhältnis zu den preußischen Besatzungsbehörden. Stadtrat Peschel, Gegner der Beustschen Politik, ist schlecht auf Schwauß zu sprechen.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/23&oldid=- (Version vom 27.4.2024)