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nur leichten; sie sollen entsetzlichen Mangel an allem, namentlich an Wäsche leiden. Sächsische Offiziere, teils verwundet hier – Major V. –, teils brieflich von auswärts – Hauptmann Z. –, schimpfen lauter und rücksichtslos über die österreichische Schweinerei, wollen quittieren und in die neu zu bildende schleswig-holsteinsche Armee eintreten. Umschlag der öffentlichen Meinung gegen die Beustsche Politik. Bericht über den Übergang des Königs und der Truppen über die sächsisch-böhmische Grenze [1].


Dienstag, 10. Juli.

Jour früh 6 bis 10 Uhr mit Ackermann[2]. Gespräch über Ratskommissarien in den öffentlichen Sitzungen der Stadtverordneten, ein Gegenstand, welcher jedenfalls weiter zu verfolgen sein wird.

Der sächsische Reiter Renner aus Meißen im Gefecht mit 4 roten Husaren und der böhmische Junge als infamer Spitzbube.

Walther sieht für Dresden den Kriegstyphus als unausbleiblich voraus[3].


Mittwoch, 11. Juli.

Heute ist wieder einer der turbulenten Mittwoche. Die Nachricht, daß Louis Napoleon bewaffnete Intervention in Aussicht gestellt habe, steigt allen Leuten zu Kopf. Mülbe geht mit der Garnison ab nach Prag[4]. Hier ist ein Magdeburger Landwehrregiment eingerückt.

Therese schreibt einen sehr erhitzten Brief nach Paris[5].

Sonst in der Stadt nichts Besonderes.


  1. Die sächsische Armee stand am 8. Juli in Mährisch-Trübau und rückte am 11. Juli in das verschanzte Lager von Olmütz ein.
  2. Karl Gustav Ackermann (1820–1901). 1849 Rechtsanwalt und Finanzprokurator in Dresden. 1853 bis 1898 im Stadtverordnetenkollegium. 1865 bis 1898 in ununterbrochener Folge Stadtverordnetenvorsteher. Im Deutschen Reichstag und in der sächsischen II. Kammer Mitglied der konservativen Partei (vgl. Dresdner Anzeiger, Wissenschaftliche Beilage, 7. Jahrg. Nr. 17).
  3. Walther, Dr. med., Geh. Medizinalrat, Präsident des Landesmedizinalkollegiums, königlicher Leibarzt und Oberarzt am Stadtkrankenhaus.
  4. Mülbes Nachfolger in Dresden wurde General der Infanterie v. Schack. Generalleutnant v. Briesen wurde erster, Oberst v. Gontard zweiter Stadtkommandant.
  5. Peschels Frau an die Pariser Bekanntschaft.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/36&oldid=- (Version vom 30.4.2024)