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als mit der stipulierten Integrität Sachsens in Widerspruch stehend, protestiert haben. Tatsache ist, daß Forth Rouen von hier nach Berlin gegangen ist[1]. Infolgedessen ist auf morgen die Wiederaufnahme der Schanzerei angezeigt. Man gesteht offen zu, daß sie nichts als Pressionsmaßregel ist. Für Sonnabend Reise nach Lößniz.


Montag, 3. September.

Heute früh 8 Uhr von der Reise aus Freiberg zurückgekehrt. Die Menschen oben im Gebirge leben wie in einer andern Welt; die Lößnitzer haben bis jetzt nur eine Ulanenpatrouille von 22 Mann zu sehen bekommen. Hier dauert die Pression fort; man erzählt die wunderbarsten Dinge: so, daß in der famosen Korrespondenz[2] der König an Beust geschrieben habe: sobald er zurückgekehrt sei, werde er das Ruder wieder in seine Hand legen, daß die Minister mit diesem Passus den Abdruck resistiert hätten, ja ihre Demission wiederholt angeboten hätten. Ferner eine kuriose Geschichte von einem Briefe des Prinzen Georg an die Prinzessin voller Schimpfreden auf die Preußen, der letzteren in die Hände gefallen und vom Prinzen Friedrich Karl mit dem Familiensiegel wieder verschlossen und weiterbefördert worden sei[3].

Gerücht, daß unsre Schule am Königsbrücker Platze als Schanzarbeiterkaserne mit Beschlag belegt werden soll. Pfotenhauer teilt mir darauf mit, daß er den persönlichen Verkehr mit Wurmb neuerdings vermeide, da derselbe bereits sub rosa Annexionsagitationen angezeigt habe.


  1. Das Dresdner Journal meldete am 30. August: „Der hiesige kaiserlich-französische Gesandte Baron Forth Rouen hat sich vorgestern in Privatangelegenheiten von hier nach Hamburg begeben und wird in den nächsten Tagen zurückkommen.“ (v. Friesen, 2, 268.)
  2. Vgl. hierzu Peschel, 24. August; b. Friesen, 2, 248/49.
  3. Über einige andere solche „wunderbare Dinge“ brachte das Journal am 1. September folgendes: In Leipzig sind „fabelhafte Gerüchte“ verbreitet für Leichtgläubige über die Vermehrung der sächsischen Armee auf 75 000 Mann und den Plan des Königs Johann zur Wiederaufnahme des Kampfes im Bunde mit Österreich gegen Preußen. Prinz Friedrich Karl – der damals wohlbehalten in Prag wohnte – sei gefangen (Leipzig, 30. August). In ähnlicher Fassung (Vermehrung der Armee durch ungarische Hilfskräfte, König Johanns Einrücken in Sachsen zur Vertreibung der Preußen) brachte der Artikel „Unsere Armee“ vom 5. September in der Konstitutionellen Zeitung diese „Gerüchte seitens einer gewissenlosen Bande, diese Agitation einer nichtswürdigen Schmarotzergesellschaft“.
    Über den Brief des Prinzen Georg von Sachsen vgl. Johann Georg, Herzog zu Sachsen, „König Johann von Sachsen im Jahre 1866“ (Neues Archiv für Sächsische Geschichte, 47, 1926, S. 321). Der preußische Kronprinz, der dem Prinzen Georg von Bonn her nahestand, bestätigte am 4. Oktober, daß der Brief keine verletzenden Äußerungen über Preußen enthalten habe.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/58&oldid=- (Version vom 8.5.2024)