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es dann doch noch zur Annexion kommen wird infolge freiwilliger Resignation. Darüber muß bald Näheres laut werden.


Mittwoch, 29. August.

Pfotenhauer fährt zur Königinwitwe, um sich über den Sachstand zu informieren.

Konstitutionelle Zeitung predigt offen Annexion[1]. Dr. Wigard[2] hebt bei einer Rücksprache mit ihm den Unterschied der demokratischen Forderungen vom Jahre 1848 und den jetzigen viel weiter gehenden preußischen hervor.


Donnerstag, 30. August.

Nach der Ratifikation des österreichisch-preußischen Friedens[3] sollen Frankreich und Österreich gegen die Einverleibung der sächsischen Armee,


  1. Herausgeber der Konstitutionellen Zeitung war Advokat Siegel. Er wurde Führer der Dresdner Nationalliberalen, des „Ringklubs“ oder des „Siegelrings“, der seinen Stammsitz im „Goldenen Ring“ am Postplatz hatte (vgl. O. Richter, Geschichte der Stadt Dresden in den Jahren 1871 bis 1902, G. 9). Das Blatt brachte scharfe Angriffe auf die Beustsche Politik in den Artikeln „Herr v. Beust“ (14. August) und „Beusts endliche Entlassung“ (22. August), sowie den Annexionsgedanken in den Aufsätzen „Zum Anschluß an Preußen“ (9. August) und „Eine ernste Erwägung“ (24. und 25. August).
  2. Stadtverordneter Prof. Dr. med. Franz Wigard. Geb. 31. Mai 1807. Schüler Gabelsbergers. 1833 sächsischer Landtagsstenograph. 1839 Gründung des Stenographischen Instituts zu Dresden. 1843 Professor der Stenographie. 1845 Gründung der Dresdner Deutschkatholischen Gemeinde. 1848 Abgeordneter im Vorparlament und in der Nationalversammlung zu Frankfurt. Mitglied der Linken und der Parteigruppe Robert Blums. Mitglied des Verfassungsausschusses und Herausgeber der stenographischen Berichte der Verhandlungen der Paulskirche. Vertreter der gemäßigt demokratisch-republikanischen Richtung und des großdeutschen Gedankens. 1849 Disziplinarverfahren wegen Teilnahme am Stuttgarter Rumpfparlament. Verlust des Amtes. 1853 bis 1858 Studium der Medizin. Arzt in Dresden. Im Dresdner Stadtverordnetenkollegium 1848 bis 1853, 1864 bis 1874, 1881/82. 1850, 1869 und 1871 Abgeordneter der 2. Kammer des sächsischen Landtags. 1867 im konstituierenden und ersten Reichstag des Norddeutschen Bundes. 1871 bis 1874 im ersten Deutschen Reichstag als Führer der sächsischen Fortschrittspartei. Gest. 25. September 1885. (Vgl. Dresdner Geschichtsblätter, 1932, Nr. 1.)
  3. Unterzeichnung des Friedens zwischen Preußen und Österreich am 23. August.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/57&oldid=- (Version vom 8.5.2024)