Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/69

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Donnerstag, 4. Oktober.

Nun ist auch der Friede zwischen Österreich und Italien abgeschlossen[1], so daß nur Sachsen und Preußen in Europa in dem tragikomischsten Kriegszustande sich befinden. Jetzt liest man wieder, daß Beust österreichischer Minister des Auswärtigen werden soll[2].


Freitag, 5. Oktober.

Die Stadtverordneten haben eine Adresse an den König beraten und angenommen. Sie verlangt endlichen Frieden und Wiederherstellung des Verfassungsrechtes[3].


  1. Friede zwischen Österreich und Italien am 3. Oktober. Abtretung Venetiens an Italien.
  2. Über die bevorstehende Ernennung v. Beusts zum österreichischen Minister des Auswärtigen schrieb die Norddeutsche Allgemeine Zeitung: Für Preußen würde diese Ernennung des erklärten Feindes des preußischen Staates ein Beweis sein, daß man in Wien die neue Gestaltung Deutschlands nicht ehrlich anerkennen wolle. Die Dresdner Konstitutionelle schloß sich dem an und bemerkte, der durch König Johanns Abreise von Wien entstandene günstige Eindruck könne dadurch nur wieder verwischt werden (6. und 7. Oktober).
  3. Der Antrag auf eine Adresse an den König ging vom Stadtverordneten Dr. Wigard aus (3. Oktober) und forderte Rückkehr des Königs und mit ihr die des vollen Landesverfassungsrechtes von 1848. Durch Mitwirkung einer neuen wahren, intelligenten Volksvertretung werde dann neues staatliches Leben einziehen. Sachsen müsse als würdiges Mitglied des Norddeutschen Bundes, durch den es nicht mehr beschränkt werden dürfe, als in der Reichsverfassung vom 28. März 1849 zugunsten der Reichsgewalt für billig gehalten wurde, treu die künftige Bundesverfassung bewahren. Der Schluß sprach die Hoffnung auf baldige Einigung von ganz Deutschland aus, sowie die Forderung des sofortigen Friedensschlusses und der unverzüglichen Rückkehr der sächsischen Armee in die Heimat. Dieser Wigardsche Antrag wurde unter Zuziehung der drei Bürgermeister von der außerordentlichen Adreßdeputation der Stadtverordneten durchberaten und in der geheimen Sigung vom 10. Oktober dem Kollegium in veränderter Form unterbreitet. Er hatte eine wesentliche Abschwächung dadurch erfahren, daß die Worte „Rückkehr des vollen Landesverfassungsrechts von 1848“ gestrichen und durch folgende ersetzt waren: „Fortbildung der inneren Staatseinrichtungen im Geiste des Rechtes und der Freiheit“. Heftig zog gegen diese Abschwächung und Heimlichtuerei die Konstitutionelle zu Felde. Gerade den besten Satz habe man fallen lassen! (Konstitutionelle Zeitung, 14. Oktober). Wiederum in geheimer Sitzung am 17. Oktober wurde dann beschlossen, diese inzwischen in endgültige Form gebrachte und auch vom Rate angenommene Adresse schleunigst der Landeskommission zu unterbreiten und zu veröffentlichen. Am 20. Oktober teilte die Konstitutionelle mit: „Die Schwergeburt der Dresdner Adresse scheint endlich vorüber zu sein; sie wurde gestern übergeben.“ (Vgl. dazu Peschel 8., 11., 12., 15., 16. und 18. Oktober.)
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/69&oldid=- (Version vom 30.5.2024)