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Sonnabend, 6. Oktober.

In der Politik gar nichts Neues, nur soviel leuchtet durch, daß in Preußen die mildere Geneigtheit ganz geschwunden und man in dem militärischen Punkte durchaus fest sein zu wollen scheint. Der König hat in Prag fleißig – gebetet, und alle Zeitungen verfehlen nicht, ihn als – Betbruder zu charakterisieren[1].


Sonntag, 7. Oktober.

Nichts, als daß wir bereits auf den Eispunkt herunter und unsre armen Soldaten immer noch draußen sind.


Montag, 8. Oktober.

Verhandlungen über eine Adresse bei den Stadtverordneten. Die demokratische Partei will als conditio sine qua non die Restitution der 1848er Gesetzgebung darin aufgenommen wissen. Immer noch steht den Leuten von der Rechten der Unverstandslandtag als Gespenst vor den Augen[2]. Dagegen sollen unsre Prinzen wahrhafte Orgien in Preußenhaß feiern.


Dienstag, 9. Oktober.

Der Adreßentwurf ist in einer unschädlichen, im Hauptpunkte vieldeutigen Fassung vorläufig vereinbart und wird von uns in Pleno adoptiert.


  1. In der Konstitutionellen am 7. Oktober eine Meldung des Leipziger Tageblattes: „Der König lebte in Prag sehr zurückgezogen und brachte die meiste Zeit außer dem Hause in der St. Jakobskirche zu, wo er früh und abends eine Stunde lang betete, auch am 1. Oktober die Beichte ablegte und das Abendmahl nahm.“
  2. Die Rechte war gegen diese Bedingung der demokratischen (fortschrittlichen) Linken. Der „Unverstandslandtag“, der wie ein Gespenst der Rechten vor Augen schwebte, war die Zweite Kammer von Anfang 1849, die sich unter dem Einflusse der Linken in der von der kleindeutschen Partei des Frankfurter Parlaments angeregten Frage eines deutschen Erbkaisertums in heftiger Debatte ablehnend verhalten hatte und deshalb mit Bezug auf eine Bemerkung des Leipziger Deutschen Vereins über den in der Kammer herrschenden souveränen Unverstand bald allgemein die „Unverstandskammer“ genannt worden war.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/70&oldid=- (Version vom 30.5.2024)