Seite:Heinrich Brandt - Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche.pdf/11

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geben und ihn lehren, wie und womit er wolle, daß man ihm dienen solle, „denn er wohnet in einem Lichte, da Niemand zukommen kann.“ 1 Timoth. 6, 16.

 11. Wenn wir nun ansehen, in was für einem Wort Gott sich geoffenbaret haben möchte, so ist dasselbe entweder ein altes oder vor langer, und ein neues oder vor einiger Zeit erst geoffenbartes Wort.

 12. Sehen wir nach dem alten, so ist es entweder die Stimme der Orakel, die vor Zeiten den Heiden auf ihre Fragen Antwort gegeben, und die heidnischen Priester, als ob’s ihnen von den Göttern geoffenbaret worden wäre, auf die Bahn gebracht haben; oder es muß das Wort sein, welches Gott mit den ersten Vätern geredet, und sich dadurch je länger desto mehr dem israelitischen Volke, wie auch dessen Vorfahren, dem Abraham, Isaak und Jacob, geoffenbaret hat, und welches auch die Propheten verkündigt haben, und endlich durch seinen Sohn den Aposteln weiter erklärt und in gewisse Schriften gefasset und verzeichnet worden ist. Denn hier findet sich kein Drittes, das für eine göttliche Offenbarung jemals in der Welt ausgegeben worden wäre.

 13. Nun ist gewißlich das rechte Wort Gottes nicht dasjenige, das die Heiden vorzeiten gehabt haben, welches erst etliche hundert und wohl gar tausend Jahre nach der Erschaffung der Welt aufgekommen ist (so daß Gott so lang von keinen Menschen erkannt und geehrt worden wäre), auch vor langer Zeit, und wohl vor 1800 Jahren gänzlich untergegangen und verschwunden ist, woraus abermals gefolgert werden müßte, Gott wäre von derselben Zeit an bis jetzt von keinem Menschen erkannt noch geehret worden.