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offenbar, denn der Gerechte wird seines Glaubens leben, das Gesetz aber ist nicht des Glaubens.“ V. 21. 22. „Wenn ein Gesetz gegeben wäre, das da könnte lebendig machen, so käme die Gerechtigkeit wahrhaftig aus dem Gesetze, aber die Schrift hat Alles beschlossen unter die Sünde.“ Darum erfüllt kein Mensch das Gesetz; alle aber, die das Gesetz übertreten, sind unter dem Fluch und der Verdammniß; alle Menschen übertreten das Gesetz, folglich sind alle Menschen unter dem Fluche.

 275. Bey dem andern Punkte, von der Strafe der Sünden, haben wir uns zu erinnern, was zuvor von der Sünde angezeigt worden ist, nämlich, daß sie den Zorn Gottes verursache; wo aber der Zorn ist, da kann die Strafe nicht fern sein. Wenn daher von Gott gerühmt wird, daß er ein gnädiger, barmherziger und gütiger Herr sei, der sich bald der Strafe gereuen lasse und die Sünden gern vergibt, so muß man dieß recht und also verstehen: Wenn die Gerechtigkeit Gottes durch Sünde beleidigt ist, so kann die Barmherzigkeit ihre völlige Wirkung nicht haben, noch die Sünde vergeben, bis zuvor der göttlichen Gerechtigkeit für solche Sünde eine völlige Genüge geschehen ist.

 276. Hier kommen sonach drei Dinge zusammen, 1) die Gerechtigkeit, 2) die Strafe, welche die Sünde verdient, und 3) die Genugthuung, dadurch (siehe unten § 406 ff.) die Gerechtigkeit zufrieden gestellt und die Strafe abgewendet wird. Die Strafe ist die Hölle oder ewige Verdammniß. Was die Gerechtigkeit anlangt, so ist Gott nach derselben allen Sünden von