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Natur feind, und weil er aller Welt Richter ist (1 Mos. 18, 25. Ps. 9, 5. 9.), so thut er wie ein gerechter und redlicher Richter, der nach dem vor sich habenden Gesetze urtheilen muß, und keine Uebertretung ungestraft hingehen lassen kann, die in dem Gesetze, nach welchem er richten soll, zur Strafe verdammt wird. Nun hat zwar Gott keine Gesetze, die ihm von einem Andern vorgeschrieben wären und nach denen er urtheilen müßte, aber er selbst und seine wesentliche Heiligkeit und Gerechtigkeit ist ihm eine solche Richtschnur, nach welcher er sein Gericht anstellt, daß er alle der Gerechtigkeit zuwiderlaufenden Werke nicht ungestraft hingehen lassen, nicht übersehen und ohne Vergeltung vergeben kann, wofern er nicht Gerechtigkeit verläugnen und wider dieselbe handeln wollte.

 277. Gott aber ist in seiner Gerechtigkeit dermassen ernsthaft, daß sein Zorn über die Gottlosen kein Aufhören hat, Sirach 5, 7., und wenn das Feuer angeht in seinem Zorn, so brennt es bis in die unterste Hölle; 5 Mos. 32, 22. In Summa: Gott ist ein verzehrend Feuer, 5 Mos. 4, 24, und eine ewige Glut Jes. 33, 14. Wie nun ein solcher Zorn, der kein Aufhören hat, ein Feuer, das bis in die unterste Hölle ewig brennt, sich selber nicht zurückhalten kann, daß der Zorn zu wüthen und das Feuer zu brennen aufhöre, so kann Gottes Gerechtigkeit und Zorn sich nicht selber aufhalten, die Sünde mit ewigem Verderben zu strafen, wofern nicht für diese Sünden der Gerechtigkeit genug gethan, und also der Barmherzigkeit Raum und Statt gelassen würde.

 278. Weil aber Niemand sich selbsten dießfalls helfen, auch keine andere Kreatur der Sünde Rath