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 390. In dem Verstande wird von Gott gesagt, er sei herab gefahren, wenn er sich mit einer sonderbaren Offenbarung oder einem vornehmen Werk gezeigt hat; 1 Mos. 11, 7. sprach Gott: „Wohlauf, lasset uns hernieder fahren, und ihre Sprache verwirren.“ 2 Mos. 19, 18. „Der Berg Sinai rauchte, darum daß der Herr herab auf den Berg fuhr.“ Ps. 18, 10. „Er neigete den Himmel und fuhr herab.“

 Gleichwie aber dieses Herabfahren nicht zu verstehen ist, als ob Gott zuvor nicht daselbst gewesen wäre, sondern, daß er entweder durch sichtbare Gestalt oder durch sonderbare Werke seine Gegenwart bezeugt habe, was er sonst nicht allzeit thut: so ist im Gegentheil hieraus abzunehmen, was das heiße auffahren, wenn es von Gott gebraucht wird, nämlich, aufhören, mit sichtlicher Erscheinung oder sonderbaren Werken seine Gegenwart zu beweisen.

 391. Wenn nun dieses auf den Artikel von der Himmelfahrt Christi angewendet wird, so wird das Wort „auffahren“ in beiderlei Verstand gebraucht, daß es einmal heißt räumlicher Weise sich in die Höhe begeben. Denn so heißt es, daß der Herr zusehends sei aufgehoben worden, und eine Wolke habe ihn vor der Jünger Augen hinweggenommen, Apost. Gesch. 1, 9.

 392. Darnach, daß dieses Auffahren sei ein Hingang in die verborgene Herrlichkeit Gottes, damit er seine Gegenwart nicht mehr mit leiblichem Anschauen oder äußerlichen sichtbaren Werken erweiset, ob er schon geistlich zugegen ist. Denn wie der Sohn Gottes nach seiner Menschheit gewiß und wahrhaftig allenthalben zugegen ist, ist im Vorigen bewiesen worden.