Seite:Heinrich Brandt - Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche.pdf/178

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Kraft Gottes, Hebr. 1, 3. die Rechte der Majestät, Matth. 19, 28. der Stuhl der Herrlichkeit.

 397. Das andere hier zu erklärende Wort ist: Sitzen. Dieses bedeutet entweder eine Stellung des Leibes und seiner Glieder, gleichwie Abraham saß an der Thüre seiner Hütten (1 Mos. 18, 1.), und wie der Blinde Bartimäus an der Straße bei Jericho saß und bettelte. (Luc. 18, 35.) Daß aber dieser Verstand des Wortes sitzen hier ganz ungereimt sei, ist bei Jedermann außer Zweifel, besonders weil der Herr Christus, indem er zur Rechten des Vaters gesessen, hier auf Erden wandelnd erschienen ist, Offenb. 1, 13., und Stephanus von diesem Sitzen also redet: „Siehe, ich sehe den Himmel offen, und Jesum stehen zur Rechten Gottes.“ Apost. Gesch. 7, 55.

 398. Oder: Sitzen heißt regieren, wie solches in gemeiner Sprache ist, daß man von Regenten sagt, sie sitzen, das ist, sie regieren, als: Josephus sitzet auf dem Kaiserlichen Stuhl. In diesem Sinne gebraucht auch die h. Schrift dieß Wort Ps. 132, 11. „Der Herr hat David einen wahren Eid geschworen, ich will dir auf deinen Stuhl setzen die Frucht deines Leibes,“ das ist, Kinder und Kindes Kinder sollen dir in deiner Regierung Nachfolgen. 2 Thess. 2, 4. „Der Widerwärtige setzet sich in den Tempel Gottes,“ das ist, er regiert und herrscht in der Kirche und über das Volk Gottes. Offenb. 17, 1. „Die babylonische Hure sitzet auf vielen Wassern,“ das ist, sie regiert über viele Völker.

 399. In diesem Verstande wird von Gott gesagt, daß er sitze, Ps. 47, 9. „Gott ist König über die Heiden, Gott sitzet auf seinem heiligen Stuhl.“ Ps. 99, 1.