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der die Verläugnung seines Meisters schmerzlich und herzlich beweinte, Matth. 26, 75.; an der Sünderin, welche über ihre Sünde dermaßen weinte, daß sie mit ihren Thränen dem Herrn Jesu die Füße netzte, Luc. 7, 38.; an dem Zöllner, der aus großer Betrübniß seine Augen gen Himmel nicht aufheben durfte, und Gott mit betrübtem Herzen um Gnade bat. Luc. 18, 13.

 463. Es zeigt sich diese Bereuung nicht weniger an Gottlosen, welche an Gottes Gnade verzagen, wenn ihr Gewissen aufwacht, wie Cain, als ihm seine Sünde vorgehalten wurde, sprach: „Meine Sünde ist größer, denn daß sie mir vergeben werden möge.“ 1 Mos. 4, 13. Judas reuete sehr, daß er unschuldig Blut verrathen, und gerieth darüber in so große Traurigkeit, daß er sich, um sich davon abzuhelfen, das Leben nahm. Matth. 27, 4. 5.

 464. Das andere Stück der christlichen Buße ist der Glaube. Der Glaube ist ein herzliches Vertrauen des sündigen und bußfertigen Menschen, daß er nicht zweifle, Gott werde ihm, laut seiner gnädigen Verheißung, durch Christum Jesum alle Sünde aus Gnaden vergeben.

 465. Dieß Stück ist zur Buße höchst nöthig, weil

 α) diese beiden Stücke (Bereuung und Glaube) zusammengesetzt werden. Marc. 1, 15.Thut Buße und glaubet an das Evangelium.“ Von der Sünderin, die ihre Sünde mit vielen Thränen beweinte (Luc. 7, 38.), spricht der Herr Christus V. 50. „Dein Glaube hat dir geholfen, gehe hin in Frieden.“

 β) Weil die Bereuung der Sünde ohne den Glauben zur Verzweiflung bringt. Solches ist klar an den Exempeln des Cain und Judas,