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ein rechtschaffener Lehrer nach des Herrn Christi Erinnerung seinen Zuhörern vortragen soll. Matth. 13, 52. Ein jeglicher Schriftgelehrter zum Himmelreich gelehrt, ist gleich einem Hausvater, der aus seinem Schatze Altes und Neues hervorbringt.

 472. Demnach müssen Altes und Neues, Gesetz und Evangelium, nicht untereinander gemenget, sondern fleißig unterschieden werden, daß, wie das Gesetz nicht Vergebung der Sünden lehret, auch Niemand denke, das Evangelium sei eine Bußpredigt, gebe den Menschen die Sünde zu erkennen und schrecke sie, denn aus dem, was bisher angezogen worden, ist genugsam zu entnehmen, wie Gesetz und Evangelium ihre verschiedenen Aemter führen, das Gesetz schrecke, das Evangelium die Gewissen tröste, und wie das Gesetz Niemanden tröstet, so auch das Evangelium Niemanden der Sünden halben schrecke.

 473. e) Welche Menschen die Buße angehe? Sie geht, ohne den geringsten Unterschied, alle an, die gesündigt haben, unangesehen, ob sie vormals die Gnade Gottes erkannt haben oder nicht, ob sie die Sünde aus Schwachheit oder Muthwillen begangen haben. Dieß wird daraus bewährt,

 474. weil alle Sünder, ohne einigen Unterschied, zur Buße berufen werden, Matth. 11, 28.: „Kommet her zu mir alle, die ihr u. s. w.“ Luc. 24, 47.: „Christus mußte predigen lassen in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkern.“ Joh. 7, 37.: „Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke.“ Apost. Gesch. 10, 43.: „Von diesem Jesu zeigen alle Propheten, daß in seinem Namen alle, die an ihn glauben,