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und kann sich selbst damit nichts verdienen, viel weniger Andern. Davon berichtet David Ps. 49, 8. 9.: „Kann doch ein Bruder Niemanden erlösen, noch Gotte Jemanden versöhnen, denn es kostet zu viel, ihre Seele zu erlösen, daß er es muß anstehen lassen ewiglich.“

 500. Die dritte Ursache (als casus organica), durch welche Gott rechtfertigt, ist zweierlei: Die Gerechtigkeit muß a) von Gott dem Menschen dargeboten, b) von Menschen angenommen und empfangen werden. So bietet Gott die Gerechtigkeit dem Menschen dar, durch das Wort der evangelischen Verheißungen und durch die h. Sacramente, von welchen hernach zu handeln sein wird. Denn hieraus entsteht der Glaube, dadurch die Rechtfertigung angenommen wird, wie jetzt weiter zu vernehmen ist. Wenn dem Menschen die Rechtfertigung angeboten wird, so empfähet er sie durch den Glauben, welcher gleichsam die geistliche Hand ist, damit Gottes Gnade, Christi Verdienst, die Vergebung der Sünden, Gerechtigkeit, Leben und Seligkeit angenommen und ergriffen wird.

 501. Weil denn an unserm Theil viel daran gelegen ist, daß wir mit dem Glauben recht und wohl gefaßt seien, so ist nöthig und nützlich, genauer zu betrachten, was von diesen Punkten zu wissen sei. Wir müssen also wissen: was der Glaube sei, woher er entspringe, wem er gegeben werde, wie er den Menschen rechtfertige.

 502. a) Was der Glaube sei? Zum Glauben gehören drei Stücke:

 α) eine Wissenschaft desjenigen, was uns Gott, als zu unsrer Seligkeit nöthig, geoffenbaret hat.