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Verstand erleuchten, das Herz vom Bösen bekehren und zum Guten wenden, daß es Gott und Gottseligkeit liebe, den Sünden feind werde und absage. Hier vermag kein Mensch weder den Anfang zu machen, noch auch diese Werke zu vollführen, denn

 546. wir können viel geringere Dinge nicht einmal thun. „Niemand vermag ein einiges Haar weiß oder schwarz zu machen,“ Matth. 5, 36., keiner kann sein Herz, Gehirn, Leber, Lungen u. s. w. ändern, wenn sie mangelhaft und gebrechlich sind, und „wer ist, der seiner Länge eine Elle zusetzen möge, ob er gleich darum sorget,“ Matth. 6, 27. Wer nun dieses Geringe nicht vermag, wie will derselbe seine Seele, seinen Willen und Verstand ändern, und sie abwenden von dem, was ihnen natürlich und angeboren ist?

 547. Die heil. Schrift benimmt den Menschen alle Verrichtung guter geistlicher Werke, insonderheit die zur Bekehrung und Seligkeit dienen, indem sie bezeugt,

 daß wir nichts Gutes thun können, Joh. 15, 5. spricht Christus: „Ohne mich könnet ihr Nichts thun.“ So vermag ja ein fauler Baum nicht gute Früchte zu bringen, Matth. 7, 18. Wir sind aber von Natur alle miteinander faule Bäume, denn unser Tichten und Trachten ist böse von Jugend auf und immerdar, 1 Mos. 6, 5. 8, 21.

 Daß wir nichts Gutes reden können, Matth. 12, 34. „Wie könnt ihr Gutes reden, dieweil ihr böse seid?“ „Weß das Herz voll ist, deß gehet der Mund über, 1 Corinth. 12, 3. „Niemand kann Jesum einen Herrn heissen, ohne durch den heil. Geist?“